16.05.2024 18:49:24 - dpa-AFX: Monatelange Stromabschaltungen in der Ukraine nach Angriffen

KIEW (dpa-AFX) - Wegen der schweren Schäden an Kraftwerken und Umspannwerken
in der Ukraine rechnet die Regierung mit monatelangen Stromabschaltungen. Erst
ab August oder September sei mit einer Verbesserung zu rechnen, sagte Jurij
Bojko, Berater des Ministerpräsidenten und Aufsichtsrat beim Versorger Ukrenergo
(Ukrenerho), am Donnerstag in Kiew. Wie schon am Mittwoch gab es auch am
Donnerstag regional gestaffelte Abschaltungen, um Strom zu sparen. Auch
Straßenzüge in der Hauptstadt Kiew waren betroffen.

Durch die Raketenangriffe Russlands habe das Stromnetz großen Schaden
genommen, sagte Bojko. "Um das Stromsystem im Gleichgewicht zu halten und
Unfälle zu vermeiden, waren die Disponenten gezwungen, außerordentliche
Maßnahmen zu ergreifen und den Verbrauchern den Strom abzuschalten." Bei dem
kalten Wetter derzeit sei der Verbrauch hoch. Im Spätsommer werde der Verbrauch
niedriger sein; zudem gebe es mehr Solarenergie.

Im Angriffskrieg gegen die Ukraine hatte die russische Armee im März und
April gezielt Kraftwerke, Umspannwerke und Stromleitungen aus der Luft
beschossen. Die Produktionskapazität sank nach offiziellen Angaben um 44
Prozent. Die Stromproduktion aus Kohlekraftwerken ging fast vollständig
verloren. Auch Wasserkraftwerke am Dnipro wurden beschädigt. Die Aussichten auf
rasche Reparaturen sind schlecht. Die Stromproduktion aus Kernkraft funktioniert
weitgehend. Auch Energieimporte aus Nachbarländern reichen nicht immer aus, die
Lücke zu schließen.

Neben den planmäßigen Stromabschaltungen, die über das Land verteilt werden, gibt es Ausfälle durch Kampfhandlungen. So waren im ostukrainischen Gebiet
Charkiw 33 300 Anschlüsse am Donnerstag ohne Strom, wie das Energieministerium
mitteilte. 1800 Abnehmer hätten nach Reparaturen wieder Strom bekommen. Im
nordöstlichen Gebiet Sumy waren wegen Kampfhandlungen 8500 Haushalte ohne Strom.

Schon im ersten Kriegswinter 2022/23 hatte Russland das Energiesystem der
Ukraine attackiert. Ein Zusammenbruch konnte vermieden werden, aber die Menschen
mussten oft ohne Strom, Heizung oder Gas ausharren./fko/DP/men

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