20.05.2024 14:50:54 - dpa-AFX: POLITIK/ROUNDUP: Fico nach Attentat außer Lebensgefahr

BRATISLAVA (dpa-AFX) - Nach dem Attentat verbessert sich der Zustand des
slowakischen Regierungschefs Robert Fico weiter. Er könne inzwischen mit seiner
Umgebung kommunizieren, teilte die Klinik in der mittelslowakischen
Regionalhauptstadt Banska Bystrica am Montag mit. Schon am Sonntag hatten Klinik
und Vizepremier Robert Kalinak darüber informiert, dass der 59-jährige
Ministerpräsident außer Lebensgefahr sei. Eine Überstellung des Patienten in die
Hauptstadt Bratislava sei in den kommenden Tagen noch nicht möglich.

Fico war vergangene Woche von einem 71-jährigen Attentäter mit mehreren
Schüssen lebensgefährlich verletzt worden. Juraj C. hatte nach Angaben der
Polizei fünf Schüsse aus unmittelbarer Nähe auf den linkspopulistischen
Politiker abgegeben. Vier Schüsse hätten ihn getroffen und ein sogenanntes
Polytrauma, also mehrere schwere Verletzungen gleichzeitig, hervorgerufen,
teilte die Klinik später mit.

Zunächst war von einem Einzeltäter ausgegangen worden. Am Sonntag sagte
Innenminister Matus Sutaj Estok jedoch, es gebe Hinweise für mögliche
Unterstützer. "Wir haben ein Ermittlerteam zusammengestellt, das auch mit der
Version arbeiten wird, dass es sich nicht um einen einsamen Wolf handelte." Eins
der Indizien sei, dass der vollständige Inhaltsverlauf der Facebook-Seite des
Täters zwei Stunden nach seiner Festnahme gelöscht worden sei, erklärte der
Minister. Der Schütze sei zu diesem Zeitpunkt in den Händen der Polizei gewesen
und habe selbst keinen Zugang zu der Seite gehabt.

Am Samstag verhängte ein Spezialstrafgericht in der Stadt Pezinok eine
Untersuchungshaft gegen den Angreifer. Als Begründung nannte Gerichtssprecherin
Katarina Kudjakova der Deutschen Presse-Agentur Fluchtgefahr. Der Beschuldigte
habe aber laut Gesetz drei Arbeitstage Zeit, gegen diese Entscheidung
Rechtsmittel einzulegen. Bis Montag war noch offen, ob er dies tun werde, erfuhr
die dpa auf Nachfrage.

Nach bisherigen Informationen von Polizei und Regierung hatte der Mann aus
Hass gegen Fico und seine Regierungspolitik auf ihn geschossen. Fico war nach
einer Kabinettssitzung in der Kleinstadt Handlova vor eine wartende Menge
getreten, um Hände zu schütteln. Das Motiv des Täters sei "klar politisch"
gewesen, hatte der Innenminister kurz nach der Tat aufgrund erster
Polizeivernehmungen gesagt.

Unterdessen wurde immer unwahrscheinlicher, dass ein von Präsidentin Zuzana
Caputova und ihrem gewählten Nachfolger Peter Pellegrini für Dienstag geplanter
Runder Tisch der Parlamentsparteien zustande kommt. Der Runde Tisch soll
politische Spannungen zwischen Regierungs- und Oppositionsparteien abbauen und
helfen, die Polarisierung der Gesellschaft zu mindern. Pellegrini sagte in einer
Video-Botschaft, anscheinend sei "die Zeit noch nicht reif dafür". Einige
Politiker hätten "gezeigt, dass sie selbst nach einer solchen Tragödie nicht
fähig zur Selbstbesinnung sind"./ct/DP/ngu

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