20.05.2024 06:46:13 - dpa-AFX: Zahl der Ost-West-Pendler auf fast 450 000 gestiegen

BERLIN (dpa-AFX) - Mehr als drei Jahrzehnte nach der Deutschen Einheit
wächst die Zahl der Berufspendler von Ost nach West. Fast 447 000 Menschen
hatten im vergangenen Jahr ihren ersten Wohnsitz in den östlichen Bundesländern
und ihre Arbeit im Westen, rund 50 000 mehr als zehn Jahre vorher. Dies geht aus
Zahlen der Bundesagentur für Arbeit hervor, die der Linken-Bundestagsabgeordnete
Jan Korte abgefragt hat. Auch in umgekehrter Richtung ist Zahl deutlich
gestiegen: von knapp 118 000 im Jahr 2013 auf rund 235 000 zehn Jahre später.

"Die Zahl der Ost-West-Pendler ist auf einen neuen Rekordstand geklettert",
sagte Korte und schloss daraus: "Immer mehr Menschen sind gezwungen weite und
lange Fahrten auf sich zu nehmen, um zur Arbeit zu kommen." Damit entpuppten
sich die Versprechen von blühenden Landschaften im Osten als Luftnummer, meinte
der Linken-Abgeordnete mit Wahlkreis in Sachsen-Anhalt.

Tatsächlich belegen Studien, dass insgesamt mehr Berufstätige pendeln. Das
Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung gab die Zahl zum Stichtag 30.
Juni 2022 mit 20,3 Millionen sozialversicherungspflichtig Beschäftigte an und
den Pendleranteil mit 60 Prozent. 7,1 Millionen fuhren mehr als 30 Kilometer,
3,9 Millionen sogar über 50 Kilometer - in Zeiten des Homeoffice aber nicht
unbedingt jeden Tag. Die Experten sagten damals, flexibleres Arbeiten mache
kleinere Städte als Wohnorte attraktiver.

Linken-Politiker Korte verwies jedoch auf negative Folgen des Pendelns: "Die Zahlen zeigen, dass wir uns eher weiter von einer nötigen Mobilitätswende
entfernen, als ihr näher zu kommen." Das System der Pendlerpauschalen sei
ungerecht, weil es Besserverdiener begünstige. "Anstelle der Pendlerpauschale
brauchen wir ein einkommensunabhängiges Mobilitätsgeld, das als fester Betrag
pro Kilometer Arbeitsweg für alle Pendler gleich hoch ist", forderte Korte.

Zugleich brauche es einen massiven Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs in
der Fläche und Strukturförderung im Osten, "damit wir den Pendlerverkehr
verringern und weg vom Auto hin zu Bussen, Bahn und Fahrrad bekommen", meinte
der Bundestagsabgeordnete./vsr/DP/zb

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