17.06.2024 13:49:23 - dpa-AFX: ROUNDUP: Kleine Firmen stecken mehr Zeit und Geld in Weiterbildung

KÖLN (dpa-AFX) - In kleineren Unternehmen in Deutschland hat Weiterbildung
vielfach einen höheren Stellenwert als in mittelgroßen und großen. Das geht aus
einer am Montag veröffentlichten Studie des Kompetenzzentrums
Fachkräftesicherung (Kofa) des arbeitgebernahen Instituts der Deutschen
Wirtschaft hervor. Beschäftigte in kleinen Betrieben lassen sich demnach
durchschnittlich 23,9 Stunden im Jahr weiterbilden und damit länger als
Mitarbeiter von mittelgroßen (19,1) und großen Unternehmen (18,1).

Für die Studie wurden Personalverantwortliche aus mehr als 950 Firmen
befragt. Als klein gelten Unternehmen mit weniger als 50 Beschäftigten, als
mittelgroß solche mit 50 bis 249, als groß mit 250 und mehr. Kleine Betriebe
investieren demnach jährlich 1492 Euro pro Mitarbeiter in Weiterbildung,
mittelgroße 1288 Euro und große 1267 Euro. Dabei profitieren Großunternehmen
jedoch vielfach von Kostenvorteilen, sagte Studienautorin Susanne Seyda. Da sie
mehr Personen anmelden, können sie Weiterbildungsmaßnahmen häufig günstiger
einkaufen.

Der Sozialverband Deutschland sieht es kritisch, dass größere Firmen weniger Zeit und Geld in Weiterbildung stecken: "Es ist ein alarmierender Trend", sagte
die Vorstandsvorsitzende Michaela Engelmeier. Gerade vor dem Hintergrund, dass
die Menschen immer länger arbeiten sollen, sei es wichtig, sie frühzeitig zu
qualifizieren oder umzuschulen. So könnten sie gegebenenfalls von stark
belastenden Tätigkeiten zu leichteren Tätigkeiten wechseln. Dies sei "die beste
Prävention vor Arbeitslosigkeit", so Engelmeier.

Geringeres Interesse in kleinen Unternehmen

Die Bedeutung von Weiterbildung hat zuletzt stark zugenommen. Im Jahr 2016
investierten die Unternehmen laut Kofa 33,5 Milliarden Euro, um Beschäftigte
weiterzubilden, 2022 waren es mehr als 46 Milliarden Euro. "In Zeiten des
Fachkräftemangels wird es immer wichtiger, dass Mitarbeiter bereit sind,
zusätzliche Kompetenzen aufzubauen", betonte Seyda.

Die größten Hindernisse für Weiterbildung sind laut Umfrage fehlende Zeit
und mangelnde interne Kapazitäten für Organisation und Planung. Zudem gibt es
eine weitere Schwierigkeit. Kleinen und mittelgroßen Betrieben fällt es häufig
schwer, Beschäftigte für die Angebote zu begeistern. So klagt gut die Hälfte
über ein zu geringes Interesse, in großen Unternehmen ist dies nicht so oft der
Fall (36,4 Prozent). Weil Weiterbildungen in kleineren Betrieben seltener mit
einem beruflichen Aufstieg verbunden sind, fehlt für Mitarbeiter ein wichtiger
Anreiz.

Expertin: Mitarbeitergespräche sinnvoll

Die Notwendigkeit von Weiterbildungen wird in den Unternehmen
unterschiedlich eingeschätzt. Knapp 48 Prozent der kleinen oder mittelgroßen
Betriebe sehen keinen Bedarf, bei größeren ist dies deutlich seltener der Fall.
Kleinere Firmen gehen das Thema Weiterbildung oft weniger systematisch an. Das
hat auch damit zu tun, dass es kein Personal oder eine spezielle Abteilung gibt,
um Angebote zu planen und zu organisieren.

"Das kann negative Auswirkungen haben, weil vorhandener Weiterbildungsbedarf dann möglicherweise nicht gesehen wird, Mitarbeitende schwerer zu motivieren
sind oder Angebote schwerer zu finden sind, wenn nicht klar ist, welchem Zweck
die Weiterbildung dienen soll", sagte Kofa-Expertin Seyda.

Sie empfiehlt regelmäßige Mitarbeitergespräche, um Interesse zu wecken und
die Begeisterung in der Belegschaft zu erhöhen. Darin könnten Entwicklungspläne
erstellt und Ziele vereinbart werden. Dies trage dazu bei, den Nutzen von
Weiterbildungsmaßnahmen sichtbar zu machen und eine entsprechende Kultur fester
zu verankern./cr/DP/jha

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