12.06.2024 09:15:01 - dpa-AFX: ROUNDUP: Staat fördert Aachener Chipfirma kräftig - Massenproduktion erst 2031

AACHEN (dpa-AFX) - Das Aachener Halbleiter-Start-up Black Semiconductor
bekommt eine kräftige Finanzspritze vom deutschen Staat. Die Firma, die die
Datenübertragung von Chips in einem innovativen Verfahren beschleunigen und
hierfür Kohlenstoff (Graphen) nutzen will, erhält einen Förderbescheid von 228,7
Millionen Euro, wie das NRW-Wirtschaftsministerium und Black Semiconductor am
Mittwoch mitteilten. Gut zwei Drittel kommen vom Bund und knapp ein Drittel vom
Land NRW.

Außerdem stellen Wagniskapital-Investoren wie beispielsweise Porsche
Ventures Finanzmittel bereit, wodurch sich das Eigenkapital der Firma den
Angaben zufolge um 25,7 Millionen Euro erhöht. Das Start-up gilt als ein
deutscher Halbleiter-Hoffnungsträger. Es hat bisher nur 30 Beschäftigte, 2026
sollen es 120 sein und 2031 deutlich mehr.

Das Fördergeld fließt schrittweise binnen sieben Jahren an das Unternehmen,
das 2020 von den Brüdern Daniel und Sebastian Schall gegründet wurde. "Wir haben
nun die nötige Kapitalausstattung, um unsere Ideen umzusetzen und den Übergang
von der Forschung in die Produktion zu schaffen", sagte Firmenchef Daniel Schall
der dpa. Black Semiconductor stellt keine Chips - also Elektronikschaltungen -
her, sondern Verbindungen, die auf Licht, der sogenannten Photonik, basieren. Es
werden Chips vernetzt, die beispielsweise in Rechenzentren genutzt werden und
wichtig sind für die Künstliche Intelligenz (KI), für autonomes Fahren und
andere Technologien, die im Digitalzeitalter an Bedeutung gewinnen.

Viel schnellere Datenübertragung

Black Semiconductor - Kurzform "Black Semi" - trägt eine Graphen-Schicht auf Halbleiter-Scheiben (Wafer) auf, die eine andere Firma hergestellt hat, und
stattet sie mit photonischen Verbindungen aus. Die Datenübertragung zwischen den
Chips wird wesentlich beschleunigt - nach Schätzung von Mitgründer Daniel Schall
könnten 1000 Mal mehr Chips verknüpft werden als in der üblichen
Silizium-Technologie. "Wir vernetzen die Chips so, dass die Grenzen zwischen
ihnen verschwimmen", sagt der Elektrotechniker.

"Graphen ist ein fantastisches Material, es ist besonders schnell und
energieeffizient." Die traditionelle Silizium-Chipindustrie stoße hingegen an
technologische und wirtschaftliche Grenzen. "Unsere Innovation ebnet den Weg für
die Halbleiterindustrie und zielt auf schnellere, leistungsstärkere,
kosteneffizientere und energieeffizientere Rechenleistung ab."

Bis zur Marktreife dauert es noch Jahre

Bis 2026 will die Firma eine Pilotanlage bauen und funktionsfähig machen,
danach sollen drei Jahre die nötigen Prozesse entwickelt und danach zwei weitere
Jahr in die Vorbereitungen der Massenfertigung investiert werden. "2031 sind wir
im Volumen - vorher kann man Kleinserien machen und Demonstratoren." Derzeit hat
Black Semiconductor nur eine kleine Anlage, in der Tests stattfinden und nur
einige wenige Wafer fertiggestellt werden. Mit der Pilotanlage will das
Unternehmen auf die nächste Stufe kommen, bevor mit der Massenproduktion 2031
der kommerzielle Durchbruch gelingen soll - erst dann wird die Firma
nennenswerten Umsatz machen.

Unterstützung aus Politik

Politikerinnen und Politiker halten große Stücke auf das Start-up. "Der
weltweite Markt um die zukünftige Entwicklung von Chips ist hart umkämpft und
besonders lukrativ", erklärte NRW-Landeswirtschaftsministerin Mona Neubaur
(Grüne). "Wir unterstützen Black Semiconductor gerne dabei, eine wegweisende
Technologie weiterzuentwickeln und zur Marktreife bringen."
Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) wies in der Mitteilung darauf
hin, dass noch schnellere Chips besonders für Anwendungen von Künstlicher
Intelligenz essenziell und das Projekt von Black Semiconductor vielversprechend
sei. "Die neuartige Datenübertragung wird Chips leistungsfähiger und somit
energieeffizienter machen."

Hochmoderne Chips sind die Voraussetzung für den Einsatz Künstlicher
Intelligenz (KI), autonom gesteuerter Fahrzeuge und anderer Technologien, die
immer wichtiger werden. Deutschland unterstützt die im Inland angesiedelte
Halbleiter-Branche, damit der Wirtschaftsstandort wettbewerbsfähig bleibt. So
wird unter anderem der US-Hersteller Intel bei seiner neuen
Chipfabrik in Magdeburg mit rund 10 Milliarden Euro gefördert, der
Produktionsstart soll dort 2027 erfolgen. Das Aachener Vorhaben ist zwar eine
Nummer kleiner, auf lange Sicht soll die Firma aber kräftig mitmischen am
weltweiten Chip-Markt./wdw/DP/mis
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