24.06.2024 18:54:54 - dpa-AFX: Russland tut neue EU-Sanktionen als wirkungslos ab

MOSKAU (dpa-AFX) - Moskau hat die neuen Strafmaßnahmen im inzwischen 14.
Sanktionspaket der EU gegen Russland als wirkungslos abgetan. Vielmehr schade
sich die EU wieder selbst, teilte das Außenministerium in Moskau am Montag mit.
Der Westen schaue weder auf die Folgen für die eigene Wirtschaft noch für den
Wohlstand der Menschen in der EU, sagte Vize-Außenminister Alexander Gruschko in
Moskau. Russland erwartet ein Wirtschaftswachstum über drei Prozent in diesem
Jahr, mehr als zehnmal so hoch wie etwa in Deutschland.

"Der Sinn der Sanktionen bestand darin, die russische Wirtschaft zu
strangulieren, den Zusammenhalt der Gesellschaft zu zerstören. Erreicht hat die
EU das Gegenteil", sagte Gruschko. Russland warnte zudem vor erneut steigenden
Energiepreisen in der EU.

Die Außenminister der 27 Mitgliedstaaten billigten die Sanktionen in
Luxemburg zusammen mit weiteren neuen Strafmaßnahmen wegen des russischen
Angriffskriegs gegen die Ukraine. Das Außenministerium in Moskau teilte am Abend
mit, dass im Gegenzug weitere Vertreter aus Politik und Wirtschaft sowie von
Institutionen aus der EU mit einem Einreiseverbot in Russland belegt würden.
Details wurden nicht genannt.

Die russische Rüstungsholding Vysokotochnye Kompleksy (High Precision
Systems) teilte mit, dass die Sanktionen gegen ihre Betriebe, darunter eine
Panzerfabrik, ein Zeichen der Anerkennung dafür seien, dass der Militärkomplex
erfolgreich arbeitete. Die Strafmaßnahmen hätten auch künftig keinen Einfluss
auf die Waffenproduktion, hieß es.

Das Sanktionspaket beinhaltet erstmals weitreichende Sanktionen gegen
Russlands milliardenschwere Geschäfte mit Flüssigerdgas (LNG). Vorgesehen ist,
dass Häfen wie der im belgischen Zeebrugge künftig nicht mehr zur Verschiffung
von russischem LNG in Drittstaaten genutzt werden dürfen. Dies soll dazu führen,
dass Russland wegen mangelnder Transportkapazitäten weniger Flüssigerdgas
verkaufen kann und weniger Gewinne erzielt, die für die Fortsetzung des
Angriffskriegs gegen die Ukraine verwendet werden könnten.

Russische Analysten sprachen von einem Schlag gegen LNG-Produzenten.
Allerdings seien die Sanktionen vergleichsweise weich; und es gebe eine
Übergangszeit, die es russischen Unternehmen ermögliche, wie etwa beim Ölembargo
neue Abnehmer und alternative Routen zu finden. Schon jetzt profitieren Indien
und China - insgesamt der asiatische Raum - von den vergleichsweise günstigen
Energie-Angeboten der Rohstoffgroßmacht Russland./mau/DP/jha

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