12.05.2024 14:29:27 - dpa-AFX: IW Köln: Fachkräftemangel schwächt Wirtschaftsleistung deutlich

KÖLN (dpa-AFX) - Wenn deutsche Unternehmen ihren Fachkräftebedarf decken
könnten, wären sie nach einer Studie in der Lage, in diesem Jahr zusätzlich
Güter und Dienstleistungen im Wert von 49 Milliarden Euro zu erwirtschaften.
Diese Berechnung geht aus einem Papier zweier Ökonomen des Instituts der
deutschen Wirtschaft (IW) in Köln hervor. Wenn der derzeitige Bedarf von etwa
573 000 qualifizierten Arbeitskräften gedeckt wäre, könne das sogenannte
Produktionspotenzial demnach im laufenden Jahr um 1,1 Prozent höher liegen. Bis
zum Jahr 2027 könne der Mehrwert bei 74 Milliarden Euro liegen.

Anders als das tatsächliche Produktionsergebnis ist das Produktionspotenzial ein Schätzwert der Produktion, die unter Volllast möglich wäre. Zur Bestimmung
der Fachkräftelücke arbeiten die IW-Wissenschaftler mit Hochrechnungen. Zudem
rechnen sie sehr konservativ, da sie davon ausgehen, dass jeder passend
qualifizierte Arbeitslose in Deutschland auch eine Stelle findet - was in der
Realität nicht der Fall ist. "Aufgrund der Annahmen der Berechnung dürften die
tatsächlichen Kosten des Fachkräftemangels noch deutlich höher ausfallen",
schreiben die Autoren, die auch an anderer Stelle vorsichtig rechnen. In jedem
Fall ist die Lücke seit 2010 deutlich gewachsen.

Die wichtigste Stellschraube zur Verringerung des Fachkräftemangels ist nach Einschätzung der IW-Experten mehr qualifizierte Zuwanderung. Hier habe das
überarbeitete Fachkräfteeinwanderungsgesetz neue Möglichkeiten geschaffen. Um
mehr Frauen in Arbeit zu bringen, wären demnach mehr Kinderbetreuungsangebote
sinnvoll sowie Änderungen bei der Besteuerung von Ehepaaren. Auch
Erleichterungen bei der Beschäftigung älterer Menschen würden sich positiv
auswirken./hrz/DP/he

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