12.05.2024 14:55:57 - dpa-AFX: SPORT: Tuchel sinniert über idealen Bayern-Coach und 'Kaiser'-Spruch

MÜNCHEN (dpa-AFX) - Was für eine Art Trainer braucht der FC Bayern nach
Thomas Tuchel? Einen Erneuerer? Einen Bewahrer? "Das ist echt eine
philosophische Frage", antwortete Tuchel vor seinem letzten Heimspiel als
Bayern-Coach am Sonntagabend gegen den VfL Wolfsburg in der Fußball-Bundesliga
nachdenklich. Gibt es eigentlich den idealen Bayern-Coach?

Bayerns Sportvorstand Max Eberl sucht jedenfalls gemeinsam mit Sportdirektor Christoph Freund nach mehreren Absagen prominenter Kandidaten wie Leverkusens
Meistercoach Xabi Alonso, Bundestrainer Julian Nagelsmann, der lieber seinen
Vertrag beim DFB verlängerte, sowie Österreichs Nationalcoach Ralf Rangnick
unter zunehmendem Lieferdruck. In München wird inzwischen sogar wieder eine
Rückkehr von Triple-Gewinner und Ex-Bundestrainer Hansi Flick heiß gehandelt.
Der würde immerhin aus Tuchels Sicht die wichtigste Bedingung erfüllen. Der
59-jährige Flick gewann mit den Bayern in nur anderthalb Jahren sieben Titel.

Siege und Titel zählen in München: Passt doch zu Flick

"Ich weiß gar nicht, ob sich die Bayern immer über einen Stil definiert
haben", sagte Tuchel, der sich am Saisonende nach nur 15 Monaten in die Reihe
der namhaften Cheftrainer einreiht, die den deutschen Rekordmeister vor dem
vereinbarten Vertragsende verlassen. Für ihn definieren sich die Bayern schon
immer über das Ergebnis und Titel. "Ich wusste durch meine ganze Kindheit und
Jugend, egal, wie das Spiel lief, am Ende gewinnen die Bayern", erinnerte der
damalige Gladbach-Fan. "Der Club steht für Gewinnen, für etwas Kerniges, für Mia
san mia." Das könnte man mit verschiedenen Trainerstilen erreichen.

Tuchel blickte seinem Abschiedsspiel vor 75 000 Zuschauern in der heimischen Allianz Arena am Samstag noch ohne eine bestimmte Erwartungshaltung entgegen. Er
wisse nicht, wie emotional es für ihn werde, weil er immer noch mit der
Verarbeitung des verpassten Champions-League-Endspiels beim dramatischen 1:2
gegen Real Madrid beschäftigt war.

"Wie das auf mich wirken wird, weiß ich nicht. Ich lasse es auf mich
zukommen. Ich habe nochmal viele Kartenanfragen gehabt aus der Familie, aus dem
Umkreis der Familie und Freunden. Eigentlich blende ich das aus und konzentriere
mich auf den Sport."

Letztes Tuchel-Heimspiel: "Geht's naus und spuits Fußball"

Verabschieden möchte sich Tuchel mit zwei Siegen gegen Wolfsburg und gegen
Hoffenheim und der Vizemeisterschaft. Er wolle nicht vorleben, dass es ihm jetzt
egal sei, weil kein Titel mehr winkt. "Man kann sich einfach nicht hängen
lassen, auch wenn es ein menschlicher Reflex wäre. Es ist schon meine Aufgabe,
gar keine Zeichen dafür zu geben."

Seine Ansprache vor dem vorletzten Spiel als Bayern-Coach werde darum nicht
wie "beim legendären Franz-Beckenbauer-Spruch" sein. Der Anfang des Jahres
verstorbene Weltmeister-Coach und Münchner Fußball-"Kaiser" sagte einst einfach
lässig auf Bayrisch zu seinen Spielern vor dem Anpfiff: "Geht's naus und spuits
Fußball!"/kbe/DP/he

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