12.05.2024 14:51:38 - dpa-AFX: VERMISCHTES/OECD: Verantwortungsbewusste Nutzung von Handys im Unterricht

PARIS (dpa-AFX) - Die Industriestaatenorganisation OECD rät nach einer
Studie zu einem verantwortungsbewussten Einsatz von Mobiltelefonen im
Schulunterricht. Sie warnt aber zugleich vor massiven Lernrückständen bei
Schülern, die ständig auf ihr Handy gucken. Schülerinnen und Schüler, die
täglich eine bis fünf Stunden mithilfe von mobilen Endgeräten lernten, erzielten
bessere Ergebnisse als solche, die das nicht täten oder stattdessen das Handy im
Unterricht für Privatzwecke nutzten, teilte die OECD in Paris mit.

Am Beispiel des Mathematikunterrichts ermittelte die OECD durch
Schülerbefragungen, dass im Schnitt 65 Prozent angeben, vom Handy im Unterricht
abgelenkt zu werden. Mit 59 Prozent nahezu ähnlich hoch war demnach der Anteil
der Schüler, die sich durch die private Handynutzung von Kameradinnen und
Kameraden abgelenkt fühlt. Nach der OECD-Studie erleiden Schüler, die durch
Mobiltelefone regelmäßig abgelenkt sind, einen Lernrückstand von einem
dreiviertel Schuljahr. Schlechtere Lernergebnisse stellten sich demnach
insbesondere bei Schülern ein, die täglich mehr als eine Stunde während des
Unterrichts am Handy herumspielten.

Ständige Erreichbarkeit per Handy stresst Schüler

Dazu kommt, dass die Mobiltelefone die jungen Menschen stressen. In
Frankreich zum Beispiel gaben 43 Prozent der Schüler an, dass sie sich nervös
oder ängstlich fühlen, wenn sie ihr Telefon nicht in der Nähe haben. Diese
Schüler erzielten schlechtere Leistungen, seien weniger zufrieden mit ihrem
Leben, hätten ihre Emotionen weniger gut unter Kontrolle und seien weniger
stressresistent. Weniger Ablenkung gebe es, wenn die Schüler verpflichtet
würden, Benachrichtigungen auf ihren Handys während des Unterrichts zu
deaktivieren und sie sich entsprechend auch nicht verpflichtet fühlten, während
des Unterrichts auf private Nachrichten zu antworten.

Von einem strikten Handyverbot in der Schule hält die OECD in ihrer Studie
nichts - und zwar nicht alleine, weil nach der Befragung trotz Verboten viele
Schüler dennoch heimlich an ihrem Mobiltelefon hantieren. Spätestens seit der
Corona-Pandemie seien mobile Endgeräte vollwertiger Bestandteil des
Schulunterrichts geworden und hätten ihren Nutzen bewiesen. Entsprechend müsse
die Politik sicherstellen, dass es für junge Menschen einen gleichwertigen
Zugang zu solchen Lerninstrumenten gebe, unabhängig davon, ob sie in einer
Großstadt oder auf dem Land beziehungsweise in einem wohlhabenden oder einem
benachteiligten Stadtviertel lebten./evs/DP/he

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