12.02.2024 16:39:43 - dpa-AFX: ROUNDUP: Büroimmobilien im freien Fall - Probleme treffen auch deutsche Banken

FRANKFURT/BERLIN (dpa-AFX) - In der Immobilienkrise geraten Gewerbeobjekte
immer stärker unter Druck - an vorderster Stelle Büros, die unter dem Trend zum
Homeoffice leiden und zunehmend die Bilanzen von Banken belasten. Die
Turbulenzen treiben Politik und Aufsichtsbehörden um.

Die Preise für Gewerbeimmobilien fielen dem Verband deutscher
Pfandbriefbanken (VDP) zufolge im vierten Quartal 2023 um gut 12 Prozent zum
Vorjahreszeitraum beziehungsweise 4,9 Prozent zum Vorquartal - getrieben vom
Verfall bei Büroobjekten. Der Verband, der die wichtigsten Immobilienfinanzierer
in Deutschland vertritt, sprach am Montag von größten je gemessenen
Preisrückgang bei Gewerbeimmobilien. Zum Vergleich: Wohnimmobilien verbilligten
sich lediglich um 6,1 Prozent binnen Jahresfrist bzw. 1,6 Prozent zum
Vorquartal.

"Aufgrund der Unsicherheit über die Wirtschaftsentwicklung in Deutschland
und der nach wie vor unklaren Auswirkungen des Homeoffice-Trends auf die
benötigte Bürofläche bleibt die Nachfrage nach Büros verhalten, was die Preise
weiter drückt", sagte VDP-Hauptgeschäftsführer Jens Tolckmitt.

Markt für Büroimmobilien zusammengebrochen

Auch bei Einzelhandelsimmobilien fielen laut VDP zuletzt die Preise stark,
wenn auch nicht ganz so stark wie bei Büros. Das Ausmaß der Krise zeigen Daten
des Immobilienspezialisten Jones Lang LaSalle (JLL). Demnach ist das
Transaktionsvolumen mit Büroimmobilien in Deutschland 2023 um 76 Prozent auf
rund 5,2 Milliarden Euro eingebrochen.

Weil mit dem Homeoffice-Trend weniger Büroflächen gebraucht werden, steht
der Markt für diese Immobilien in vielen Ländern unter Druck. Besonders
betroffen sind die USA, wo die Folgen der Bürokrise mehrere kleinere Banken
belasten. So kam zuletzt die New York Community Bancorp in Schwierigkeiten, die
auch wegen fauler Immobilienkredite Verluste schrieb. Erst vor rund einem Jahr
hatte der US-Immobilienmarkt eine Bankenkrise ausgelöst, als mehrere
Regionalbanken wegen rasant gestiegener Zinsen zusammenbrachen. Entsprechend
hellhörig sind Investoren und Aufseher bei den neuerlichen Schieflagen.

Der Markt für Gewerbeimmobilien durchlaufe eine "Anpassungsperiode", sagte
Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) am Montag im Gespräch mit Bloomberg
TV. "Die Zinsen sind weit höher als erwartet und so sind viele Unternehmen in
Sorge und müssen ihre Erwartungen korrigieren. Ich denke, wir müssen uns der
Situation bewusst sein." Von allem, was er wisse, sei der Gesamtmarkt aber
stabil, so Lindner.

Die Europäische Zentralbank (EZB) droht Banken mit problematischen
Gewerbeimmobilien-Krediten laut Insidern mit höheren Kapitalanforderungen. Dies
gelte für den Fall, dass Institute die Risiken in diesem Geschäft nicht
ausreichend im Griff hätten, berichtete jüngst die Nachrichtenagentur Bloomberg
unter Berufung auf Kreise.

Unter den Banken in der EU sind die Institute aus Deutschland und Frankreich besonders stark bei Gewerbeimmobilien engagiert, wie aus Daten der Europäischen
Bankenaufsicht (EBA) hervorgeht. Zudem sind etliche Banken, darunter die
Landesbank Helaba, vom Kollaps des Immobilienimperiums des österreichischen
Unternehmers René Benko betroffen, zu dessen Signa-Gruppe unter anderem die
Kaufhauskette Galeria gehört.

Deutsche Pfandbriefbank im Zentrum der Turbulenzen

Die Probleme bei Gewerbeimmobilien erfassen inzwischen auch deutsche Banken. Im Zentrum steht die Deutsche Pfandbriefbank, die viele Kredite für Bürogebäude
und Einkaufszentren in den USA vergeben hat. Das Geldhaus aus Garching bei
München musste im vierten Quartal ihre Risikovorsorge gegen Krisen anheben und
versuchte jüngst mit einer Stellungnahme zu ihrer Liquiditätsausstattung,
Investoren zu beruhigen. Das Institut, dessen Aktie in der vergangenen Woche
abgestürzt ist, spricht von der "größten Immobilienkrise seit der Finanzkrise".

Auf dem amerikanischen Markt für Gewerbeimmobilien ist auch die Deutsche
Bank vergleichsweise stark engagiert. Sie hat Kredite für rund 17
Milliarden Euro für US-Gewerbeimmobilien vergeben, 7 Milliarden davon für Büros.
Das Geldhaus werde Ausfälle bei Krediten für US-Gewerbeimmobilien verkraften,
hatte Finanzvorstand James von Moltke kürzlich gesagt. Sie dürften aber im
ersten und wahrscheinlich zweiten Quartal höher sein, als die Deutsche Bank sich
das wünsche. Zugleich wies das Institut darauf hin, dass das US-Büro-Portfolio
nur 1,5 Prozent am gesamten Kreditbuch ausmache.

Ein Ende der Immobilienkrise ist laut Verband der Pfandbriefbanken nicht in
Sicht. "Eine Trendwende bei den Immobilienpreisen, über die bereits des Öfteren
in der Öffentlichkeit spekuliert wird, ist noch nicht absehbar", sagte
Hauptgeschäftsführer Tolckmitt. "Auch 2024 wird vorerst schwierig bleiben." Bei
den Preisen für Wohnimmobilien könne mit einer Stabilisierung im Sommer
gerechnet werden, bei Gewerbeimmobilien nicht vor Jahresende./als/DP/ngu
Name WKN Börse Kurs Datum/Zeit Diff. Diff. % Geld Brief Erster Schluss
DEUTSCHE BANK AG NA O.N. 514000 Frankfurt 15,566 08.11.24 20:18:04 -0,464 -2,89% 0,000 0,000 16,050 15,566
DEUTSCHE EUROSHOP NA O.N. 748020 Frankfurt 19,980 08.11.24 10:48:01 +0,360 +1,83% 0,000 0,000 19,500 19,980
ALSTRIA OFFICE REIT-AG A0LD2U Frankfurt 6,760 08.11.24 08:05:46 -0,160 -2,31% 0,000 0,000 6,760 6,760
COMMERZBANK AG CBK100 Frankfurt 15,850 08.11.24 21:32:52 -0,245 -1,52% 0,000 0,000 16,090 15,850
DT.PFANDBRIEFBK AG 801900 Frankfurt 4,982 08.11.24 18:39:42 -0,148 -2,88% 0,000 0,000 5,080 4,982

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