23.06.2024 15:03:37 - dpa-AFX: Zehntausende Israelis protestieren gegen Regierung

TEL AVIV (dpa-AFX) - In Israel haben am Samstagabend Zehntausende Menschen
erneut gegen die Regierung und für ein Abkommen zur Freilassung der im
Gazastreifen festgehaltenen Geiseln protestiert. In der Küstenmetropole Tel Aviv
skandieren Demonstranten: "Lebendig, lebendig - und nicht in Leichensäcken".

Das "Wall Street Journal" hatte jüngst berichtet, dass die Zahl der noch
lebenden Entführten bei nur etwa 50 liegen könnte. Offiziell sind noch rund 120
Menschen in der Gewalt der Hamas und anderer Terroristen im Gazastreifen.

Nach Angaben der Organisatoren war die Demonstration in Tel Aviv die größte
seit dem 7. Oktober. Die Nachrichtenseite ynet berichtete unter Berufung auf die
Organisatoren, in der Stadt hätten rund 150 000 Menschen gegen die Regierung
protestiert.

Auch in Jerusalem, Haifa, Beerscheba und anderen Orten fanden erneut
Massenproteste gegen die Führung von Benjamin Netanjahu statt. Die Menschen
forderten dabei auch Neuwahlen.

Bei einer Kundgebung in Tel Aviv erinnerten viele Menschen auch an den
Geburtstag einer entführten Soldatin, die am Samstag in Geiselhaft 20 Jahre alt
geworden ist. Viele Demonstranten zeigten Plakate mit dem Gesicht der Israelin.
Ihre Eltern forderten in einer Rede ihre Freilassung. Aufnahmen der
Organisatoren zeigten die Mutter, wie sie während des Protests in Tel Aviv
weinte.

Am Tag ihrer Entführung von einem Militärstützpunkt hatte die Hamas
Aufnahmen verbreitet, auf denen die junge Frau mit gefesselten Händen und
blutverschmierter Hose zu sehen ist. Vor rund einem Monat wurde zudem ein Video
veröffentlicht, dass sie und vier weitere Soldatinnen während der Entführung
verängstigt, verletzt und teilweise blutüberströmt zeigt. Die jungen Frauen
waren im Grenzgebiet zum Gazastreifen als Späherinnen der Armee im Einsatz.

Die USA, Katar und Ägypten vermitteln indirekt zwischen Israel und der
Hamas, um eine Feuerpause und einen Austausch der Geiseln gegen palästinensische
Häftlinge zu erreichen - bislang ohne Erfolg.

Die Demonstranten werfen Netanjahu vor, sich den Forderungen seiner
extremistischen Koalitionspartner zu beugen und einen Deal zur Freilassung der
von der Hamas festgehaltenen Geiseln zu hintertreiben.

Einige Minister sind gegen ein Abkommen mit den Islamisten. Der
Regierungschef wiederum wirft der Hamas eine unnachgiebige Haltung vor und macht
sie für die Stagnation bei den Verhandlungen verantwortlich. Die Hamas wiederum
sieht Israel in der Pflicht. Hauptforderungen der Hamas sind ein sofortiger
Waffenstillstand und ein Rückzug der israelischen Truppen aus dem
Gazastreifen./cir/DP/he

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