17.06.2024 16:55:46 - dpa-AFX: EM 2024/ROUNDUP: Ukraine vor frühem EM-K.o. - Rumänen bejubeln 3:0

MÜNCHEN (dpa-AFX) - Nach zwei Torwart-Patzern beim EM-Traumstart Rumäniens
droht der Ukraine schon der frühe Turnier-K.o. Im emotional aufgeladenen
Auftaktspiel der Gruppe E verpassten es die Fußballer des kriegsgeplagten Landes
beim 0:3 (0:1), für Glücksmomente auf dem Rasen und in der Heimat zu sorgen.
Während für die Ukraine im Grunde gar nichts zusammen lief, feierten die Rumänen
am Montag in München ihren insgesamt erst zweiten Sieg bei einer Euro.

Nach einem Fehlpass von Real Madrids Torwart Andrij Lunin erzielte Kapitän
Nicolae Stanciu in der 29. Minute die Führung für die für ihre robuste Defensive
bekannten Rumänen. Vor rund 60 000 Zuschauern ließ Lunin dann einen Schuss von
Razvan Marin (53.) durchrutschen, ehe Denis Dragus (57.) gegen orientierungslose
Ukrainer für die frühe Entscheidung sorgte.

"Spiele werden auch in den Schützengräben" verfolgt

Für die Ukrainer war es mehr als nur ein sportlicher EM-Auftakt. Schließlich wehrt sich das Land seit mehr als zwei Jahren gegen den russischen
Angriffskrieg. "Wenn dich deine Frau um fünf Uhr morgens anruft, weil sie sich
mit deinen Kindern wieder im Bunker verschanzt hat, dann ist das psychologisch
extrem schwer zu verarbeiten", berichtete Mittelfeldspieler Heorhij Sudakow,
seit 2020 Profi bei Schachtar Donezk, von der extremen Belastung.

"Unsere Spiele werden ja nicht nur vor dem Fernseher und im Stadion
verfolgt, sondern auch in den Schützengräben. Da, wo unsere Soldaten ihr Leben
für unsere Freiheit und unsere Unabhängigkeit riskieren, damit wir Fußball
spielen können", erzählte Sudakows Teamkollege Olexander Sintschenko vom FC
Arsenal vor dem Anpfiff. "Das ist jedes Mal eine dreifache Motivation, wenn wir
unser Trikot anziehen."

Von einem Extra-Push bei den ukrainischen Fußballern, die mit um die
Schultern geknöpften Nationalflaggen in die Münchner Arena eingelaufen waren,
war erstmal jedoch nichts zu bemerken. Zwar begannen auch die Rumänen nervös,
doch so viele Fehler wie den Ukrainern unterliefen ihnen nicht.

Den folgenschwersten in den ersten 45 Minuten leistete sich Torwart Lunin.
Nach einem Rückpass von Mykola Matwijenko geriet er leicht in Bedrängnis und
spielte den Ball direkt in die Füße von Dennis Man. Der Offensivspieler aus
Parma bediente Kapitän Stanciu, der mit einer Direktabnahme aus 18 Metern die
Führung der Rumänen erzielte. Sintschenko lief sofort zu seinem bedröppelten
Keeper und tröstete ihn.

Lunin leistet sich auch einen zweiten Fehler

Vor den Augen von Stürmer-Legende und Verbandsboss Andrij Schewtschenko
gelang der Ukraine weiter so gut wie nichts. Schewtschenkos ehemaliger
Teamkollege und jetzige Nationalcoach Serhij Rebrow ärgerte sich immer wieder an
der Seitenlinie. Vermutlich auch darüber, dass Chelseas 100-Millionen-Euro-Mann
Mychajlo Mudryk von seinen Mitspielern nicht effektiv in Szene gesetzt wurde.

Lunin hatte in der 39. Minute sogar Glück, als eine direkte Ecke von Stanciu nur an die Latte klatschte. Doch nach der Pause leistete sich Reals
Champions-League-Gewinner den nächsten folgenschweren Fehler, als er einen
Schuss von Razvan Marin aus etwa 20 Metern unter den Armen durchrutschen ließ.

Die Ukraine war nun komplett von der Rolle. Man spazierte nach einem Eckball durch die gegnerische Hintermannschaft, seine Vorlage verwandelte Dragus
unbedrängt zur Vorentscheidung. Für die Ukraine traf Roman Jaremtschuk kurz vor
dem Abpfiff nur die Latte./mom/DP/ngu

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