25.06.2024 06:46:25 - dpa-AFX: VERMISCHTES: Sechster Premier für Downing-Street-Kater Larry in Sicht

LONDON (dpa-AFX) - Der Premierminister der Herzen bringt alles mit, was in
der Politik nötig ist: das Gespür für den richtigen Moment und jede Menge
Durchsetzungsvermögen. Unsinnige Wahlversprechen macht er ohnehin nicht. Völlig
naheliegend also, dass der Hausherr souverän auf eine weitere Amtszeit in der
Downing Street zusteuert.

Das ist Quatsch, sagen Sie? Der britische Premierminister Rishi Sunak muss
vermutlich bald nach einer verheerenden Niederlage aus "Number ten" ausziehen?
Das stimmt natürlich. Aber von Sunak ist gar nicht die Rede. Der konservative
Politiker ist nur ein weiterer Regierungschef, der sich vorübergehend mit dem
heimlichen Herrscher das Haus hinter der berühmten schwarzen Tür teilen darf.

Gestatten: Larry, als Chief Mouser der "oberste Mäusefänger des Vereinigten
Königreichs". Der bekannteste Kater des Landes - ach was, der Welt - dürfte in
wenigen Tagen mit Keir Starmer bereits den sechsten Premierminister begrüßen.
Dessen sozialdemokratische Labour-Partei steuert allen Umfragen zufolge bei der
Parlamentswahl auf einen historischen Sieg zu, und Starmer dürfte Sunak dann als
Regierungschef ablösen.

Länger im Amt als die meisten Premierminister

Doch die Konstante in zuletzt politisch turbulenten Zeiten trägt Fell. Seit
13,5 Jahren verrichtet Larry bereits seinen Dienst im Londoner Stadtzentrum.
Damit wohnt der Kater länger in der Downing Street als jeder Premier seit Ende
des 19. Jahrhunderts, nur vier Regierungschefs waren je länger im Amt. Fotogen
zeigt er sich auf Bildern mit ranghohen Politikern, wartenden Journalisten
vertreibt er auf Samtpfoten die Zeit.

David Cameron war es, der Larry im Februar 2011 aus einem Tierheim in seinen Amtssitz holte. Ziel: die Rattenplage einzudämmen. Böse Zungen behaupten, der
"Chief Mouser" habe die Aufgabe nach Anfangserfolgen schleifen lassen. An seiner
Beliebtheit aber ändert das nichts, auch unter Camerons Nachfolgern Theresa May,
Boris Johnson, Liz Truss und nun Sunak blieb er auf seinem Posten. Als im Herbst
2023 Gerüchte über die angeblich angeschlagene Gesundheit des getigerten Katers
auftauchten, betonte die Regierung schnell, Larry sei "happy and healthy",
glücklich und gesund.

Als Persönlichkeit des öffentlichen Lebens hat Larry auch einen -
inoffiziellen - Account auf der Plattform X. Mit etwa 840 000 Followern hängt
"@Number10cat" so manches Regierungsmitglied locker ab. Bei den Posts geht es
oft um kritisch-satirische Kommentare zur Tagespolitik und zu den Äußerungen des
Premiers, verbunden mit Bildern von Larry und Katzen-Memes. Dahinter steckt eine
Einzelperson, Details sind nicht bekannt. Wer die Posts liest, kann aber sicher
sein: Der Internet-Larry ist kein Freund der Konservativen. Regelmäßig nimmt der
Account seinen temporären Mitbewohner Sunak aufs Korn.

"Catzilla" machte Jagd auf Johnsons Hund

Der echte Larry ist - bei aller Zuneigung der Briten - angeblich kein allzu
freundlicher Charakter. Jedenfalls, wenn man ausnahmsweise dem für sein
Seemannsgarn bekannten Ex-Premier Boris Johnson Glauben schenkt.

Sunaks Vor-Vorgänger bezichtigte den Kater in seiner Kolumne für die
Boulevardzeitung "Daily Mail" einmal, er sei "ein kleiner Gangster". Larry sei
wiederholt über Johnsons Hund Dilyn hergefallen, als der sein Futter gemampft
habe. "Die Vergeltung war schrecklich", schilderte der für blumige Worte
bekannte Politiker. Der Kater sei gebaut wie ein Sumoringer und habe die Krallen
eines Velociraptors. Dilyn habe furchtbare Angst bekommen und alle Orte
gemieden, an denen er auf "Catzilla" treffen könnte.

Auch für Sunaks und Johnsons Konservative dürfte bald der Katzenjammer
einsetzen. Wie der wahrscheinlich neue Downing-Street-Bewohner Starmer auf das
Tier reagiert, ist bisher nicht bekannt. Sicher ist nur: Larry selbst dürfte
ziemlich egal sein, wer unter ihm den Premierminister gibt./bvi/DP/zb

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