07.07.2024 14:19:21 - dpa-AFX: Bausparkassen-Chef: Immobilienpreise sozialer Sprengstoff

SCHWÄBISCH HALL (dpa-AFX) - Steigende Immobilienpreise haben aus Sicht des
Chefs der Bausparkasse Schwäbisch Hall das Potenzial "für einen massiven
sozialen Sprengstoff". "80 Prozent der Leute wollen in den eigenen vier Wänden
leben. Dies gilt auch für die jüngere Generation der 20- bis 30-Jährigen", sagte
der Vorstandsvorsitzende Mike Kammann der "Südweste Presse" (Ulm/Samstag). "Da
platzt ein Lebenstraum. Das desillusioniert die Leute." Er vermute, dass die
Politik mit Gesetzen - beispielsweise einer Mietpreisbremse - versuchen werde,
das Symptom zu therapieren, anstatt es an der Wurzel zu packen.

Nach der Wiedervereinigung seien in Deutschland rund 700.000 Wohneinheiten
im Jahr fertiggestellt worden, sagte Kammann. Es habe ein Überangebot gegeben,
die Preise seien gesunken. "Es gilt jetzt, alle Kapazitäten auszuschöpfen.
Potenzial hätten wir genug", sagte er. "Aber so wie sich die Lage darstellt,
werden wir in den nächsten zehn Jahren mit einem Immobilienengpass plus
Mietpreissteigerung leben müssen. Das lässt sich nicht mehr aufhalten, wenn
jetzt nicht proaktiv gehandelt wird." Allerdings erwarte er mit Blick auf die
anstehende Bundestagswahl in den nächsten zwölf Monaten keine Impulse.

Energetische Sanierungen sind Stress-, Zeit- und Kostenfaktor

Auf die Frage nach ausbleibenden Investitionen von Millionen Haushalten in
die energetische Sanierung antwortete der Bausparkassen-Chef: "Kundinnen und
Kunden denken in aller Regel nicht ideologisch. Der Punkt "Gutes für die Umwelt
tun" hat in der Politik Priorität, landet aber bei Privatkunden auf Rang drei."
Diese fragten sich zunächst, ob sich die Investition rechnet - und zwar in zwei
Richtungen: "Kann ich damit Heizkosten sparen?" oder "Wird mein Haus dadurch
wertvoller, wenn ich es irgendwann verkaufen muss?" Rechneten sich die
Investitionen erst nach zehn Jahren, würden Eigentümer nicht aktiv. "Hinzu
kommt, dass sich die Förderbedingungen regelmäßig ändern und nicht verlässlich
sind."

Gerade die Sanierung alter Immobilien sei ein Stress-, Zeit- und
Kostenfaktor - teilweise nicht einmal kalkulierbar. "Die Rechnung geht nur auf,
wenn gezielte Förderprogramme nutzbar sind, auf die sich der Käufer verlassen
kann", sagte Kammann. "Das war in der Vergangenheit eher die Ausnahme als der
Regelfall, und schon wackelt die Finanzierung."/kre/DP/he

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