26.06.2024 09:10:31 - dpa-AFX: Nachfrage nach Studienkrediten weiter rückläufig - hohe Zinsen

GÜTERSLOH (dpa-AFX) - Studentinnen und Studenten greifen immer weniger auf
Studienkredite zurück, wenn es um die Finanzierung ihrer Ausbildung geht. Das
ist das Ergebnis einer Auswertung des Centrums für Hochschulentwicklung (CHE),
die am Mittwoch in Gütersloh vorgestellt wurde. Demnach haben im Jahr 2023 nur
16 564 Kunden einen Neuvertrag für einen Studienkredit oder Bildungsfonds
abgeschlossen. Laut dem "CHE-Studienkredit-Test 2024" sind das mehr als 7000
Verträge weniger als im Vorjahresvergleich und ein Rückgang von mehr als 30
Prozent. Im Vergleich der vergangenen zehn Jahre ist die Zahl der neu
abgeschlossenen Kredite demnach um fast 72 Prozent gesunken. Studienautor Ulrich
Müller spricht von einem regelrechten Einbruch nach einem kurzen Hoch in der
Corona-Pandemie. "Der Markt für Studienkredite verliert weiter dramatisch an
Bedeutung, Studienkredite entwickeln sich in Richtung eines Nischenproduktes",
sagt Müller laut Mitteilung.

Als Hauptgrund sieht der CHE-Experte die hohen Zinsen beim Marktführer
KfW-Studienkredit. Die Zahl der Neuverträge mit 8900 habe sich 2023 hier im
Vergleich zu 2022 fast halbiert. "Ich kann weder in der Ausgestaltung der
Konditionen noch in der Festsetzung der Zinssätze erkennen, dass die
Bundespolitik mit dem KfW-Studienkredit ein attraktives Angebot zur
Studienfinanzierung anbieten möchte. Mit einem Zinssatz, der zwischenzeitlich
bei mehr als 9 Prozent lag, gewinnt man keine neuen Kundinnen und Kunden", so
Müller.

Kein Angebot liegt laut dem Marktvergleich unter 4,87 Prozent Effektivzins
in der Rückzahlphase. Laut CHE zahlen derzeit noch 213 000 Menschen ihre
Studienkredite in Deutschland ab, 45 000 Studierende sind aktuell Empfänger. Sie
bekommen im Schnitt 535 Euro pro Kopf. Ihr Anteil liegt bei 1,5 Prozent aller
Studierender.

Das CHE ist eine gemeinsame Tochter der Bertelsmann Stiftung und der
Hochschulrektorenkonferenz (HRK)./lic/DP/tih

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