15.05.2024 13:42:53 - dpa-AFX: ROUNDUP: EU-Kommission senkt Konjunkturprognose für Deutschland

BRÜSSEL (dpa-AFX) - Die deutsche Wirtschaft wird nach einer Prognose der
EU-Kommission in diesem Jahr nahezu stagnieren. In einer am Mittwoch vorgelegten
Schätzung der Brüsseler Behörde prognostiziert sie der größten Volkswirtschaft
der EU für 2024 nur noch ein minimales Wachstum von 0,1 Prozent. Als Gründe
werden etwa eine schwache Auslandsnachfrage, ein schleppender privater Konsum
und zu geringe Investitionen genannt. Im EU-Vergleich sind die Aussichten nur
für Finnland (0,0 Prozent) und Estland (-0,5 Prozent) noch schlechter. Zuletzt
hatte die Kommission der Bundesrepublik für 2024 ein Wachstum von 0,3 Prozent
vorausgesagt.

Europaweit sieht die Lage nach Schätzung der Kommission etwas besser aus. In der EU wird sich demnach die Wirtschaft leicht stabiler entwickeln als zuletzt
erwartet: Die Kommission rechnet für 2024 mit einem Wachstum von 1,0 Prozent.
Bei ihrer Winterprognose im Februar ging sie von einem Plus von 0,9 Prozent aus.
Für die Eurozone prognostiziert die Behörde weiterhin ein Wachstum von 0,8
Prozent.

"Trotz starken Gegenwinds konnte sich die EU-Wirtschaft in den letzten
Jahren behaupten, sodass wir heute wieder ? wenn auch bescheidenen ?
Wachstumsraten entgegensehen dürfen, die 2025 höher ausfallen werden", sagte
EU-Kommissionsvize Valdis Dombrovskis. Vor allem steigender privater Konsum wird
nach Einschätzung der Kommission zufolge die Wirtschaft wieder ankurbeln, da der
anhaltende Reallohn- und Beschäftigungszuwachs das verfügbare Einkommen
steigere. Ein ausgeprägter Hang zum Sparen allerdings bremse den Konsum teils
noch.

Dennoch blickt die Kommission etwas optimistischer auf das kommende Jahr:
Für die EU wird ein Wachstum von 1,6 Prozent prognostiziert (Eurozone: 1,4
Prozent). Damit senkt die Kommission allerdings ihre Erwartungen leicht - bei
der Winterschätzung im Februar ging die Behörde für das kommende Jahr noch von
einem Plus von 1,7 Prozent aus (Eurozone: 1,5 Prozent).

Auch Deutschlands Wirtschaft soll nach Prognose der Brüsseler Experten 2025
nicht mehr stagnieren, sondern wieder stärker wachsen, wenn auch langsam:
Vorausgesagt wird ein Plus von 1,0 Prozent. Angebracht für das moderate Wachstum
wird auch hier eine langsam anziehende Inlandsnachfrage wegen steigender
Reallöhne. "Die Exporte werden den Prognosen zufolge auch 2024 nur schleppend
wachsen und sich 2025 langsam erholen", heißt es weiter. Gleichzeitig werde 2025
eine Erholung des Investitionswachstums erwartet. Wegen der anhaltend hohen
Wohnungsnachfrage in Deutschland rechnet die Kommission zudem damit, das ab dem
zweiten Halbjahr 2024 eine Erholung im Bau die Lage unterstützen wird.

EU-Wirtschaftskommissar Paolo Gentiloni allerdings gab zu bedenken: "Unsere
Prognose unterliegt hohen Unsicherheiten, denn in Anbetracht zweier Kriege vor
unserer Haustür haben die Abwärtsrisiken zugenommen.". Neben Russlands
Angriffskrieg und dem Nahostkonflikt stellten auch andere geopolitische
Spannungen nach wie vor ein Risiko da, heißt es in der Prognose. Ebenso die
anhaltende Inflation in den USA könnte Auswirkungen auf die globalen
Finanzbedingungen haben, weiterhin belasteten mit dem Klimawandel verbundene
Risiken den Ausblick.

Die jährliche Inflation in der Eurozone wird sich der Kommissionsschätzung
zufolge etwas schneller abschwächen als zuletzt erwartet - in der Eurozone von
5,4 Prozent 2023 auf 2,5 Prozent in diesem und 2,1 Prozent im kommenden Jahr. In
Deutschland soll die Inflation der Schätzung nach in diesem Jahr auf 2,4 Prozent
und im kommenden auf 2,0 Prozent zurückgehen./rdz/DP/jsl

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