22.05.2024 10:32:08 - dpa-AFX: POLITIK/ROUNDUP: AfD-Europakandidat Krah tritt im Wahlkampf nicht mehr auf

BERLIN (dpa-AFX) - Gut zwei Wochen vor der Europawahl bricht die AfD-Spitze
mit ihrem Spitzenkandidaten Maximilian Krah. Der Bundesvorstand habe ein
Auftrittsverbot für Krah verhängt, bestätigte ein Parteisprecher am Mittwoch
eine Meldung der "Bild"-Zeitung. Krah erklärte selbst auf der Plattform X, er
verzichte auf weitere Wahlkampfauftritte und trete als Mitglied des
Bundesvorstands zurück. Hintergrund sind umstrittene Äußerungen Krahs zur SS und
ein darüber entbrannter Streit mit der französischen Rechtspartei Rassemblement
National.

Krah hatte in der italienischen Zeitung "La Repubblica" gesagt, nicht alle
Mitglieder der SS seien kriminell gewesen. "Ich werde nie sagen, dass jeder, der
eine SS-Uniform trug, automatisch ein Verbrecher war", sagte Krah der Zeitung.
Auf die Frage, ob die SS Kriegsverbrecher seien, antwortete er: "Es gab
sicherlich einen hohen Prozentsatz an Kriminellen, aber nicht alle waren
kriminell." Die nationalsozialistische SS bewachte und verwaltete unter anderem
die Konzentrationslager und war maßgeblich für Kriegsverbrechen verantwortlich.
Bei den Nürnberger Prozessen nach Ende des Zweiten Weltkriegs wurde sie zu einer
verbrecherischen Organisation erklärt.

Der Rassemblement National hatte nach dem Interview angekündigt, künftig
nicht mehr in einer Fraktion mit der AfD im Europaparlament zusammenarbeiten zu
wollen. RN-Parteichef Jordan Bardella begründete die Entscheidung seiner Partei
im Sender TF1: "Ich denke, dass die AfD, mit der wir im Europäischen Parlament
seit fünf Jahren zusammengearbeitet haben, Linien überschritten hat, die für
mich rote Linien sind." Nach der Wahl werde man deshalb neue Verbündete haben
und nicht mehr an der Seite der AfD sitzen. Auf die Frage, welche der beiden
Parteien die Fraktion verlassen werde, sagte Bardella, die Fraktionen würden
nach der Wahl wieder auf Anfang gesetzt.

Krah erklärte auf X, früher Twitter: "Man kann nie tiefer fallen als in
Gottes Hand. Ich nehme zur Kenntnis, dass sachliche und differenzierte Aussagen
von mir als Vorwand missbraucht werden, um unserer Partei zu schaden. Das
Letzte, was wir derzeit brauchen, ist eine Debatte um mich. Die AfD muss ihre
Einigkeit bewahren. Aus diesem Grunde verzichte ich ab sofort auf weitere
Wahlkampfauftritte und trete als Mitglied des Bundesvorstands zurück."

Wie es nun mit dem Europawahlkampf der AfD weiter geht, ist unklar. Auch die Nummer zwei auf der Europaliste, Petr Bystron, soll wegen
staatsanwaltschaftlicher Ermittlungen nach dem Willen der Parteispitze nicht
mehr auftreten. Die AfD arbeitet im Europaparlament mit dem Rassemblement
National und der italienischen Lega in der Fraktion ID zusammen. Schon seit
Längerem gibt es zwischen der AfD und dem RN Unstimmigkeiten. Nach den
Enthüllungen des Medienhauses Correctiv über ein Rechtsradikalen-Treffen in
Potsdam im Januar hatte Le Pen deutliche Kritik geäußert./vsr/DP/tih

© 2000-2024 DZ BANK AG. Bitte beachten Sie die Nutzungsbedingungen | Impressum
2024 Infront Financial Technology GmbH