05.07.2024 08:27:56 - dpa-AFX: ROUNDUP 3/Kreise: Koalition einigt sich auf Haushalt und Wachstumspaket

BERLIN (dpa-AFX) - Die Spitzen der Ampel-Koalition haben nach langen
Verhandlungen einen Durchbruch beim Bundeshaushalt 2025 und über ein
Wachstumspaket erzielt. Das erfuhr die Deutsche Presse-Agentur aus
Koalitionskreisen nach Beratungen von Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD),
Finanzminister Christian Lindner (FDP) und Wirtschaftsminister Robert Habeck
(Grüne).

Die Einigung zum Bundeshaushalt 2025 und zum Finanzplan bis 2028 sieht vor,
dass die Schuldenbremse eingehalten wird, wie aus Regierungskreisen zu hören
war. Eine Notlage soll demnach nicht festgestellt werden.

Das Wachstumspaket könne im nächsten Jahr zu einem zusätzlichen Wachstum von mehr als einem halben Prozent führen, das seien 26 Milliarden Euro zusätzliche
Wirtschaftsleistung, erfuhr dpa aus Koalitionskreisen. So sind beschleunigte
Abschreibungen von Investitionen und eine verbesserte Forschungszulage geplant.
Daneben soll es Anreize für mehr Beschäftigung geben.

Scholz, Habeck und Lindner waren am Nachmittag zusammengekommen. Um 7.00 Uhr kamen die Bundestagsfraktionen von SPD und Grünen zu Sitzungen zusammen.

Scholz wach

Um 7.03 Uhr betrat Scholz seine Fraktion im Reichstagsgebäude mit einem
Lächeln. "Alle wach?", war zunächst das Einzige, was Scholz nach den
Marathonverhandlungen im Kanzleramt sagte.

Koalitionsspitzen im Haushaltsstress

Scholz, Habeck und Lindner hatten in den vergangenen Wochen häufig
verhandelt. Sie wollten eigentlich bis zu diesem Mittwoch eine Verständigung
schaffen. Jetzt ist der 17. Juli für den Kabinettsbeschluss im Gespräch. Um
diesen Termin zu erreichen, war eine baldige Grundsatzeinigung nötig, weil die
Ausarbeitung des Haushaltsgesetzes dann in der Regel noch etwa zehn Tage dauert.
Ab Mitte September befasst sich dann der Bundestag mit dem Haushaltsentwurf, der
dann im November oder Dezember beschlossen werden könnte.

Milliardenlücke

Einzelne Ressorts wie das Auswärtige Amt oder das Entwicklungsministerium
wollten Sparvorgaben Lindners mit Blick auf internationale Verpflichtungen
zunächst nicht akzeptieren. Strittig war auch der Sozialetat. Daneben bestand
immer noch eine Lücke von rund 10 Milliarden Euro, die geschlossen werden
musste. Vor allem die SPD drang mit Blick auf finanzielle Belastungen durch den
Ukraine-Krieg, die Schuldenbremse erneut auszusetzen, um mehr Spielraum für
Investitionen zu haben. Für Lindners FDP kam das nicht infrage. Die SPD lehnte
Kürzungen im Sozialetat ab.

Wachstumspaket

In diesem Jahr wird in Deutschland nur ein Mini-Wachstum erwartet.
Unternehmen halten sich mit Investitionen zurück, auch der private Konsum kommt
nicht in Schwung. Wirtschaftsverbände beklagen seit langem Standortnachteile wie
eine hohe Steuer- und Abgabenlast, einen Mangel an Fachkräften und zu viel
Bürokratie. Hier will die Regierung mit dem "Wachstumsturbo" ansetzen.

Anreize für mehr Beschäftigung

So sollen für Anreize für mehr Beschäftigung Arbeitgeberbeiträge zur Renten- und Arbeitslosenversicherung Beschäftigten, die schon eine Rente beziehen, in
Zukunft direkt als Lohn ausgezahlt werden.

Im Bürgergeld soll eine "Anschubfinanzierung" eingeführt werden. Wenn
Langzeitarbeitslose mit einem Job aus dem Bürgergeldbezug herauskommen, sollen
sie im ersten Jahr nun deutlich mehr von ihrem Verdienst behalten, ohne dass
dies etwa auf das Wohngeld angerechnet wird.

Daneben sollen Freibeträge erhöht und der Einkommensteuertarif an die
Inflation angepasst werden, hieß es weiter aus Regierungskreisen. Demnach soll
auch eine Steuerfreiheit für Überstunden eingeführt werden.

Weniger Bürokratie

Die Ampel will auch Bürokratie abbauen. In allen Ministerien sollen
verbindlich Praxischecks eingeführt werden. Außerdem hieß es, der Datenschutz
solle "entschlackt" werden, um vor allem kleine Firmen zu entlasten. Die
EU-Lieferkettenrichtlinie solle schnell in nationales Recht umgesetzt werden.
Für gewerblich genutzte E-Autos soll es Sonderabschreibungen geben./hoe/DP/mis

© 2000-2024 DZ BANK AG. Bitte beachten Sie die Nutzungsbedingungen | Impressum
2024 Infront Financial Technology GmbH