22.05.2024 13:43:58 - dpa-AFX: Nach Turbulenzen-Notlandung in Bangkok: Sonderflug nach Singapur

BANGKOK/SINGAPUR (dpa-AFX) - Nach den schweren Turbulenzen während eines
Langstreckenflugs der Singapore Airlines mit einem Toten und Dutzenden
Verletzten sind 131 Passagiere und 12 Crew-Mitglieder mit einem Sonderflug nach
Singapur gebracht worden. 79 Passagiere und mehrere weitere Besatzungsmitglieder
seien aber noch in Bangkok, wo die Maschine auf dem Weg von London nach Singapur
am Dienstag notgelandet war, sagte Airline-Chef Goh Choon Phong am Mittwoch.
Dabei handele es sich um die Verletzten, die ärztlich betreut würden, sowie ihre
mitreisenden Angehörigen und Freunde.

Über den Zustand der Verletzten wurden zunächst keine weiteren Details
bekannt. Auf dem Flughafen Changi in Singapur hätten sich emotionale Szenen
abgespielt, als die Sondermaschine am frühen Dienstagmorgen (Ortszeit) gelandet
sei, berichtete die Zeitung "Straits Times".

Die Maschine des Typs Boeing 777-300ER war mit 211
Passagieren und 18 Besatzungsmitgliedern unterwegs, als sie über der Westküste
von Myanmar plötzlich um 6000 Fuß, knapp 2000 Meter, absackte. Ein 73-jähriger
Brite starb, vermutlich an einem Herzinfarkt. Seine Frau und Dutzende andere
Menschen wurden teils schwer verletzt. Die meisten von ihnen waren zum Zeitpunkt
der plötzlichen Turbulenz nicht angeschnallt.

Im vergangenen Jahr haben Wissenschaftler der englischen Universität Reading einen Zusammenhang zwischen der Zunahme unsichtbarer Klarluft-Turbulenzen und
dem Klimawandel nachgewiesen. An einem typischen Punkt über dem Nordatlantik
maßen sie eine Zunahme des Phänomens um 55 Prozent im Zeitraum zwischen 1979 und
2020. Auch auf anderen Flugrouten gebe es mehr Turbulenzen als vor einigen
Jahren.

Die Piloten erhalten mit ihren Flugplänen grobe Hinweise und Vorhersagen auf mögliche Turbulenzgebiete. Exakte Prognosen der Klarluft-Turbulenzen seien aber
nicht möglich, während man solche an Gewittern sehr gut erkennen könne,
berichtet ein erfahrener Pilot aus der Vereinigung Cockpit. Kurzfristige exakte
Warnungen seien nur möglich, wenn die Crews voran fliegender Maschinen die
Flugsicherung informiert haben. Diese geben die Informationen natürlich weiter,
sagte ein Sprecher der Deutschen Flugsicherung. Allerdings veränderten sich die
Luftmassen ständig.

Grundsätzlich seien die Flugzeuge baulich stabil genug, um die Kräfte
auszuhalten, erklärte der VC-Experte. Diese entstehen, wenn sich Luftmassen in
unterschiedliche Richtungen bewegen. Bei einer starken Abwärtsströmung könne die
Flughöhe des Flugzeugs temporär nicht mehr aufrechterhalten werden. "Das
Flugzeug fällt aber nicht, sondern bewegt sich nach unten."

Wenn Hinweise auf starke Turbulenzen vorliegen, versuchen die Piloten, das
entsprechende Gebiet zu umfliegen, was bei typischerweise dichten und hohen
Wolken in den Tropen aber nicht immer möglich ist. "Schnallen sie sich auf
keinen Fall ab", rät der VC-Pilot den Passagieren als wichtigste Schutzmaßnahme
bei unvorhergesehenen Turbulenzen. "Das ist wie mit einem Auto mit 900 km/h
durch ein Schlagloch zu fahren." Die Flugbegleiterinnen und Flugbegleiter seien
angewiesen, sich bei starken Turbulenzen sofort hinzusetzen, um nicht durch das
Flugzeug geschleudert zu werden./cfn/DP/stk
Name WKN Börse Kurs Datum/Zeit Diff. Diff. % Geld Brief Erster Schluss
Boeing Company 850471 NYSE 177,270 14.06.24 03:06:02 -3,430 -1,90% 176,500 176,800 178,900 177,270

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