14.05.2024 09:54:50 - dpa-AFX: ROUNDUP/Deutschland: Inflation auch im April bei 2,2 Prozent - Anstieg erwartet

WIESBADEN (dpa-AFX) - Deutschlands Verbraucherinnen und Verbraucher müssen
sich auf eine wieder deutlicher anziehende Teuerung einstellen. Nachdem der
Rückgang der Inflation im April bei einer Rate von 2,2 Prozent ins Stocken
geraten ist, rechnen Volkswirte für die nächsten Monate mit höherem Preisdruck.
Viele Unternehmen wollen die Preise anzuheben, etwa in der Gastronomie oder in
Drogerien.

Dazu kommen weitere Faktoren, wie Commerzbank -Chefvolkswirt
Jörg Krämer erläutert: "Wegen der stark steigenden Löhne dürften die
Verbraucherpreise in den kommenden Monaten weiter schneller steigen als mit dem
EZB-Ziel von zwei Prozent vereinbar. Für eine Entwarnung an der Inflationsfront
ist es zu früh."

Seit Jahresbeginn bis einschließlich März hatte die Inflation hierzulande
stetig an Tempo verloren. Am Dienstag bestätigte das Statistische Bundesamt
seine vorläufigen Berechnungen, wonach die Teuerungsrate im April wie im März
bei 2,2 Prozent lag. Von März auf April 2024 erhöhten sich die Verbraucherpreise
hierzulande um 0,5 Prozent. Auch hier bestätigten die Wiesbadener Statistiker
ihre Ende April veröffentlichten vorläufigen Ergebnisse.

Preisbremsen bei Energie ausgelaufen

In den nächsten Monaten könnten die Energiepreise zulegen. Denn seit 1.
April gilt für Erdgas und Fernwärme wieder der reguläre Mehrwertsteuersatz von
19 Prozent. Vom 1. Oktober 2022 bis zum 31. März 2024 war der ermäßigte Satz von
7 Prozent fällig. So wollte die Politik für Entlastung sorgen, nachdem der
russische Krieg gegen die Ukraine Energie drastisch verteuert hatte.

Im April verbilligte sich Haushaltsenergie nach Angaben des Bundesamtes mit
durchschnittlich 1,2 Prozent schon nicht mehr so stark wie im März mit minus 2,7
Prozent. Insbesondere Fernwärme verteuerte sich im April deutlich mit plus 27,4
Prozent im Jahresvergleich. Günstiger wurden hingegen etwa Strom (minus 7,8
Prozent) und Erdgas (minus 5,4 Prozent).

Nahrungsmittelpreise ziehen wieder an

Für Nahrungsmittel mussten Verbraucherinnen und Verbraucher nach Angaben des Bundesamtes in diesem April 0,5 Prozent mehr zahlen als ein Jahr zuvor, im März
waren die Lebensmittelpreise im Jahresvergleich noch um 0,7 Prozent gesunken.

Während frisches Gemüse (minus 8,8 Prozent) und Molkereiprodukte (minus 5,4
Prozent) im April günstiger zu haben waren als vor Jahresfrist, zogen die Preise
beispielsweise für Süßwaren (plus 8,3 Prozent), Speiseöle (plus 7,4 Prozent),
Obst (plus 4,4 Prozent), Fleisch (plus 2,2 Prozent) sowie Brot (plus 2,1
Prozent) an. Zudem mussten die Menschen beim Besuch von Gaststätten tiefer in
die Tasche greifen als im Vorjahresmonat (plus 7,0 Prozent).

Inflationsrate ohne Nahrungsmittel und Energie etwas abgeschwächt

Immerhin: Die extrem hohen Inflationsraten der vergangenen beiden Jahre sind Geschichte. Rechnet man die schwankungsanfälligen Preise für Energie und
Nahrungsmittel heraus, ergibt sich für April den Berechnungen des Bundesamtes
zufolge eine Kerninflation von 3,0 Prozent nach 3,3 Prozent im März 2024 sowie
3,4 Prozent im Januar und Februar.

Die weitere Beruhigung bei der Kernrate in Europas größter Volkswirtschaft
Deutschland dürfte nach Einschätzung von Ökonomen die Währungshüter der
Europäischen Zentralbank (EZB) darin bestärken, im Juni eine Zinssenkung zu
beschließen. Die EZB strebt für den Euroraum mittelfristig Preisstabilität bei
einer Teuerungsrate von zwei Prozent an. Angesichts der schwächelnden Konjunktur
hatten sich in den vergangenen Monaten Forderungen gemehrt, die Zinsen nach der
beispiellosen Serie von Erhöhungen im Kampf gegen die zeitweise extrem hohe
Inflation wieder zu senken.

Für Deutschland erwarten führende Wirtschaftsforschungsinstitute im
Jahresschnitt 2024 eine deutliche Abschwächung der Inflation auf 2,3 Prozent
nach 5,9 Prozent im vergangenen Jahr. Das könnte auch den privaten Konsum als
wichtige Stütze der Konjunktur ankurbeln. Denn höhere Teuerungsrate schwächen
die Kaufkraft der Menschen./ben/DP/bgf

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