27.05.2024 13:43:16 - dpa-AFX: POLITIK/Macron ehrt Nazijäger Beate und Serge Klarsfeld mit hoher Auszeichnung

BERLIN (dpa-AFX) - Frankreichs Präsident Emmanuel Macron hat die
hartnäckigen Verfolger von Naziverbrechern, Beate und Serge Klarsfeld, mit hohen
französischen Auszeichnungen geehrt. Das deutsch-französische Paar erhielt die
Ehrungen während Macrons Staatsbesuch am Montag in der französischen Botschaft
in Berlin. Die Klarsfelds hätten mit ihrem jahrzehntelangen Einsatz dafür
gesorgt, dass Verantwortliche der Judenverfolgung verurteilt worden seien und
die Opfer ein Gesicht und ein dauerhaftes Gedenken erhalten hätten, sagte
Macron. Die Deutsche Beate Klarsfeld (85) wurde zum Groß-Offizier der
Ehrenlegion ernannt, der Franzose Serge Klarsfeld (88) erhielt das Großkreuz der
Ehrenlegion.

"Sie sind Kämpfer für das Gedenken und Kämpfer für die Gerechtigkeit. Sie
haben gegen das Vergessen gekämpft und dafür, dass die Opfer des Holocaust
wieder zum Gegenstand der Geschichte werden", sagte Macron und meinte, dass das
Paar es "unseren beiden Ländern ermöglicht hat, ihrer Geschichte ins Gesicht zu
schauen". Die Klarsfelds sorgten für die Enttarnung untergetauchter
NS-Verbrecher und wurden deshalb als "Nazi-Jäger" bekannt. So spürten sie in den
1970er Jahren den wegen seiner Grausamkeit als "Schlächter von Lyon"
gefürchteten Gestapo-Chef Klaus Barbie auf, der versteckt in Bolivien lebte.
Neben Simon Wiesenthal galten die Klarsfelds als die wohl bekanntesten Verfolger
von NS-Verbrechern.

Jahrzehntelanger Einsatz gegen Antisemitismus

Als Beate Klarsfeld sich als Au-pair-Mädchen in Paris aufhielt, lernte sie
dort 1960 ihren Mann Serge kennen, der Sohn eines in Auschwitz ermordeten Juden.
Beide veröffentlichten zahlreiche Publikationen, insbesondere einen Band zu mehr
als 80 000 Opfern der Verfolgung durch die Nazis in Frankreich. In einem
monumentalen Buch trugen sie außerdem Informationen und Fotos der ermordeten
jüdischen Kinder Frankreichs zusammen. Das in Paris lebende Paar wurde 2015 mit
dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet und erhielt zahlreiche weitere Ehrungen
für seinen jahrzehntelangen Einsatz für die Erinnerung an die Nazi-Verbrechen
und gegen den Antisemitismus.

Berühmt wurde Beate Klarsfeld auch durch eine Ohrfeige, die sie am 7.
November 1968 dem damaligen Bundeskanzler Kurt Georg Kiesinger in Berlin
verpasste. Damit wollte sie auf dessen NS-Vergangenheit aufmerksam machen: Der
CDU-Politiker war einst NSDAP-Mitglied und zur Nazi-Zeit in der
Rundfunkabteilung des Reichsaußenministeriums tätig. "Ihr Kampf gegen das
Vergessen hat das Gewissen Deutschlands verändert", würdigte Macron das
lebenslange Engagement von Beate Klarsfeld. Ihr Mann Serge habe mit seinem
unermüdlichen Einsatz Beweise für die Komplizenschaft der französischen Behörden
mit den Nazis bei der Judenverfolgung vorgelegt./evs/DP/stw

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