12.05.2024 15:51:38 - dpa-AFX: Erster Patient mit Schweineniere in den USA gestorben

BOSTON/WASHINGTON (dpa-AFX) - Der weltweit erste Patient mit einer
transplantierten Schweineniere ist knapp zwei Monate nach der Operation
gestorben. "Unsere Familie ist zutiefst betrübt über den plötzlichen Tod unseres
geliebten Rick, aber wir finden Trost in dem Wissen, dass er so viele inspiriert
hat", teilte die Familie am Wochenende mit. Die behandelnde Klinik in Boston
erklärte, sie haben keine Hinweise darauf, dass Patient Rick Slayman an den
Folgen seiner jüngsten Transplantation gestorben sei. Er werde "für unzählige
Transplantationspatienten auf der ganzen Welt als ein Leuchtfeuer der Hoffnung
gelten", so das Massachusetts General Hospital weiter.

Der an einer lebensgefährlichen Nierenkrankheit leidende Mann hatte das
genetisch veränderte Organ laut dem Krankenhaus am 16. März im Alter von 62
Jahren eingepflanzt bekommen. Anfang April verließ er die Klinik. "Diesen
Moment, das Krankenhaus mit einem der besten Gesundheitszeugnisse verlassen zu
können, das ich seit langer Zeit hatte, habe ich seit vielen Jahren
herbeigesehnt", sagte er damals nach Angaben der Ärzte.

Die sogenannte Xenotransplantation - die Übertragung von tierischen Organen
auf den Menschen - wird schon seit den 1980er Jahren erforscht. Schweine gelten
dabei als besonders geeignet als Spender, weil ihr Stoffwechsel dem von Menschen
ähnelt. Für den Einsatz solcher Organe muss unter anderem das Erbgut der
Spendertiere verändert werden. Sonst käme es bei der Übertragung auf den
Menschen zu einer sofortigen Abstoßungsreaktion. Auch der 62-Jährige habe - am
achten Tag nach der Operation ? Anzeichen einer Abstoßung gezeigt, schrieb die
"New York Times" unter Berufung auf einen der Ärzte. Mit Medikamenten sei die
Immunreaktion eingedämmt worden.

"Für uns war Rick ein gutherziger Mann mit einem schlagfertigen Sinn für
Humor, der sich für seine Familie, seine Freunde und seine Kollegen stark
engagierte", erklärte nun die Familie nach dem Tod des Mannes. Der Einsatz der
Ärztinnen und Ärzte bei der Xenotransplantation habe der Familie sieben weitere
Wochen mit Rick beschert. "Die Erinnerungen an diese Zeit werden in unseren
Köpfen und Herzen bleiben."

Zuletzt waren in den vergangenen Jahren an der Universitätsklinik in
Baltimore im US-Bundesstaat Maryland zwei schwer kranken Patienten
Schweineherzen als Ersatzorgane eingepflanzt worden. Beide starben Wochen nach
der Operation. Zudem war einem hirntoten Mann an der University of Alabama at
Birmingham (UAB) eine Schweineniere transplantiert worden, um das Verfahren
grundsätzlich zu erproben./nau/DP/he

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