22.05.2024 10:28:42 - dpa-AFX: Deutschland fällt bei Lebenserwartung in Westeuropa weiter zurück

WIESBADEN (dpa-AFX) - Deutschland gehört in Westeuropa zu den
Schlusslichtern bei der Lebenserwartung und verliert weiter an Anschluss. Das
zeigt eine aktuelle Studie des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung (BiB)
und des Max-Planck-Instituts für demografische Forschung, die die
Sterblichkeitstrends über mehrere Jahrzehnte untersucht hat.

Im Jahr 2000 betrug der Rückstand Deutschlands zur durchschnittlichen
Lebenserwartung bei Geburt in Westeuropa rund 0,7 Jahre. Bis 2022 hat sich der
Abstand auf 1,7 Jahre vergrößert. "Der Beginn der 2000er-Jahre markiert einen
Wendepunkt in der Dynamik der Sterblichkeitsentwicklung in Deutschland", fasst
BiB-Erstautor Pavel Grigoriev die Ergebnisse zusammen. Seitdem sei die
Sterblichkeitslücke zwischen Deutschland und anderen westeuropäischen Ländern
relativ stetig gewachsen.

Wie aus der Untersuchung hervorgeht, konnte Ostdeutschland nach der
Wiedervereinigung zunächst den Rückstand gegenüber Westdeutschland und
Westeuropa erheblich verringern. Dazu hätten auch die finanziellen Investitionen
in die Gesundheitsversorgung beigetragen, heißt es. "Seit der Jahrtausendwende
haben jedoch sowohl West- als auch Ostdeutschland gegenüber den anderen Ländern
Westeuropas an Boden verloren", heißt es in einer Mitteilung des Wiesbadener
Bundesinstituts.

Zu dem wachsenden Rückstand Deutschlands in der Lebenserwartung tragen
einzelne Altersgruppen in unterschiedlicher Art und Weise bei, so die Forscher.
Bei Frauen weisen in Deutschland vor allem Personen ab 75 Jahren eine höhere
Sterblichkeit auf als Gleichaltrige im westeuropäischen Ausland. Dagegen trägt
bei den Männern insbesondere die Altersgruppe zwischen 55 und 74 Jahren zur
Lücke bei. "Hinsichtlich der Todesursachen erklärte sich der Rückstand
insbesondere durch eine höhere Sterblichkeit aufgrund von
Herz-Kreislauf-Erkrankungen", schreibt das Team im "Bundesgesundheitsblatt".

Für BiB-Forschungsdirektor Sebastian Klüsener besteht Handlungsbedarf vor
allem bei der Prävention und Früherkennung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
Ähnliches gilt für die Bereiche Tabak- und Alkoholprävention sowie gesunde
Ernährung. "Hier besteht noch einiges Potenzial, um uns für den momentanen
Alterungsprozess der Gesellschaft besser aufzustellen", so Klüsener. In der
Studie verglichen wurden die Daten von insgesamt 15 Staaten in Westeuropa,
darunter die Schweiz, Österreich, Dänemark, Großbritannien und
Finnland./sat/DP/jha

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