17.06.2024 05:47:33 - dpa-AFX: Vor Habeck-Reise: Deutsche Firmen in China klagen über Preisdruck

PEKING (dpa-AFX) - Vor dem China-Besuch von Bundeswirtschaftsminister Robert
Habeck haben deutsche Firmen in der Volksrepublik mehr Unterstützung aus Berlin
gefordert und auf Probleme aufmerksam gemacht. Wie eine Umfrage der deutschen
Auslandshandelskammer (AHK) ergab, bewerteten 61 Prozent von mehr als 180
Mitgliedsunternehmen Preisdruck aktuell als die größte Herausforderung. Grund
sei der intensive Wettbewerb, der durch die schwache Nachfrage in China und
global verstärkt werde, sagte Clas Neumann, Vorstandsvorsitzender der Deutschen
Handelskammer in Ostchina, in Peking.

Die Firmen forderten laut der Umfrage von dem Grünen-Politiker, der in
dieser Woche China besucht, am meisten, sich für eine Gleichbehandlung
chinesischer und ausländischer Firmen in China einzusetzen. Man hoffe, dass die
jüngst von der EU angedrohten Strafzölle gegen E-Autos aus China nicht das
einzige Gesprächsthema seien, sagte Maximilian Butek, Geschäftsführendes
Vorstandsmitglied der AHK Ostchina. Deutsche Firmen dort klagen schon länger
über unfaire Wettbewerbsbedingungen und einen erschwerten Marktzugang.

Überkapazitäten drücken aufs Geschäft

75 Prozent der Firmen gaben in der Umfrage außerdem an, Überkapazitäten in
ihrer Branche zu beobachten. Bei fast allen wirkten sich diese auf das Geschäft
aus. China wird schon länger vorgeworfen, staatlich gestützt Überkapazitäten
etwa in der Batterieherstellung und Solarindustrie zu produzieren, das heißt
mehr herzustellen als die Nachfrage hergibt. Peking streitet die Vorwürfe ab.
Jene Industriebereiche würden von Innovation angetrieben, heißt es immer wieder.

Laut Butek wird der Markt das Problem der Überkapazitäten von selbst regeln. "Wir glauben, dass das nun eher ein mittelfristiger Effekt ist, aber dieser wird
nicht in den kommenden zwei oder drei Jahren gelöst sein bis es zu einer
Konsolidierung kommt und sich die Überkapazitäten damit verringern", sagte er.
Die AHK hoffe ferner auch auf eine höhere Nachfrage weltweit.

Ausblick der Firmen verhalten

Trotz vieler Probleme innerhalb und außerhalb Chinas bleibt mehr als ein
Drittel (38 Prozent) der deutschen Firmen laut der Umfrage optimistisch und
erwartet eine Verbesserung der wirtschaftlichen Lage. Fast die Hälfte rechnet
nicht mit einer Veränderung und 16 Prozent sehen eher eine Verschlechterung. Nur
rund ein Viertel erwartet steigende Gewinne in diesem Jahr. In den kommenden
zwei Jahren will lediglich etwas mehr als die Hälfte mehr in China investieren.

China hat im Inland mit einer zu geringen Nachfrage zu kämpfen, während eine Immobilienkrise, hohe Arbeitslosigkeit unter jungen Leuten und Schulden der
Lokalregierungen auf die Wirtschaftsleistung drücken. Im Ausland knirscht es im
Handel mit den wichtigen Partnern USA und EU. An der AHK-Umfrage beteiligten
sich laut der Interessenvertretung deutscher Firmen in China zwischen dem 21.
und 29. Mai 186 der insgesamt 2100 Mitgliedsunternehmen. Am stärksten waren
Firmen aus dem Maschinenbau und der Automotive-Industrie vertreten./jon/DP/zb

© 2000-2024 DZ BANK AG. Bitte beachten Sie die Nutzungsbedingungen | Impressum
2024 Infront Financial Technology GmbH