27.05.2024 10:50:31 - dpa-AFX: WHO startet Jahrestreffen ohne Einigung auf Pandemie-Abkommen

GENF (dpa-AFX) - Nach dem Dämpfer der gescheiterten Einigung auf ein
Pandemie-Abkommen hat am Montag in Genf die 77. Jahresversammlung der
Weltgesundheitsorganisation (WHO) begonnen. Unter dem Motto "Alles für
Gesundheit - Gesundheit für alle" wollen die 194 Mitgliedsländer unter anderem
Richtlinien für die WHO-Prioritäten in den nächsten vier Jahren festlegen. Die
Versammlung ist das höchste Entscheidungsgremium der Organisation.

Es geht unter anderem um den WHO-Plan, bis 2030 Malaria in zahlreichen
Ländern zu eliminieren, und um Schritte gegen den alarmierenden Anstieg von
antibiotikaresistenten Organismen, die für viele Patientinnen und Patienten
lebensbedrohlich sind. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) war zum
Auftakt in Genf dabei.

Geplante Feier fällt aus

Der geplante Höhepunkt der Versammlung, die feierliche Unterzeichnung eines
Pandemie-Abkommens, fällt ins Wasser, weil die Unterhändler sich nach gut zwei
Jahren Verhandlungen nicht auf einen allgemein akzeptierten Text einigen
konnten. Unter anderem blieb umstritten, wie in Zeiten von Pandemien knappe
Güter wie Schutzmaterial, Medikamente und Impfstoffe weltweit fair verteilt
werden können. Die Versammlung soll nun entscheiden, wie es weitergehen soll mit
den Verhandlungen.

Reform soll Gefahren besser bannen

Dennoch sollen Lehren aus der Corona-Pandemie gezogen werden. Eine Reform
der Internationalen Gesundheitsvorschriften (IHR) war auf gutem Weg und sollte
während der Versammlung verabschiedet werden. Dabei handelt es sich um
verbindliche Regeln und Pflichten der Mitgliedsländer im Fall von Bedrohungen
der öffentlichen Gesundheit. Sie sollen helfen, die Ausbreitung von Krankheiten
über Landesgrenzen hinweg zu verhindern oder zu bekämpfen. Dazu gehören unter
anderem die Pflicht, Krankheiten zu überwachen und ungewöhnliche Vorkommnissen
umgehend an die WHO zu melden.

Mehr Klarheit bei Gesundheitskrisen

Die Corona-Pandemie hat aber Schwächen gezeigt. Die WHO kann bislang bei
Gefahr als höchste Warnstufe eine "gesundheitliche Notlage internationaler
Tragweite" deklarieren. Ein sperriger Begriff, und das Wort Pandemie kommt in
den Gesundheitsvorschriften bislang nicht vor. Das soll sich ändern. Ebenfalls
soll regelmäßig geprüft werden, wie Länder ihre Pflichten umsetzen, um im
Krisenfall wirklich vorbereitet zu sein./oe/DP/jha

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