26.05.2024 15:03:03 - dpa-AFX: China beendet Militärübung rund um Taiwan

TAIPEH (dpa-AFX) - China hat seine großangelegte Militärübung rund um Taiwan
beendet. Staatsmedien beschrieben die zweitägigen Manöver am Samstag als
erfolgreich. Zuvor hatte Taiwans Verteidigungsministerium 62 chinesische
Kampfflugzeuge rund um die Insel registriert - und damit so viele binnen eines
Tages wie nie zuvor in diesem Jahr. 47 der Flugzeuge seien dabei auch in Taiwans
Luftverteidigungszone eingedrungen - ebenfalls ein Rekord. Am 15. Mai war mit 45
Flugzeugen der bisherige Höchstwert in diesem Jahr registriert worden. China
schickt fast täglich Militärflieger Richtung Taiwan, um Druck auf die
demokratische Inselrepublik aufrechtzuerhalten.

Die chinesische Führung betrachtet das demokratische Taiwan als Teil seines
Territoriums und droht mit einer Eroberung, um eine "Wiedervereinigung" zu
erreichen. Mit der Militärübung am Donnerstag und Freitag wollte Chinas
Volksbefreiungsarmee auch eine mögliche Blockade simulieren. Ein Militärexperte
sprach im chinesischen Fernsehen davon, dass es unter anderem darum ging,
Energieimporte "als Lebensader" nach Taiwan zu stoppen und Fluchtwege für
Taiwans Politiker ins Ausland abzuschneiden.

Während der Manöver hat die Volksbefreiungsarmee nach eigenen Angaben auch
ihre Fähigkeiten zur Übernahme der Insel geprobt. Es würden Einsätze
durchgeführt, "um die Fähigkeiten des Kommandos zu testen, gemeinsam die
Kontrolle über das Schlachtfeld zu übernehmen, gemeinsame Angriffe durchzuführen
und die Kontrolle über wichtige Gebiete zu übernehmen", zitierten chinesische
Staatsmedien einen Militärsprecher.

Die große Militärübung galt auch der Einschüchterung und fand nur drei Tage
nach der Amtseinführung von Taiwans neuem Präsidenten Lai Ching-te statt. Seine
Demokratische Fortschrittspartei (DPP) hatte im Januar die Präsidentschaftswahl
gewonnen und tritt für einen Peking-kritischen Kurs ein. Die regierende
Kommunistische Partei in Peking wirft der DPP Separatismus vor.

Die Militärübungen bezeichnete Chinas Staatsführung als Warnung an
Präsidenten Lai, eine formelle Unabhängigkeit Taiwans von China anzustreben.
Alle separatistischen Kräfte Taiwans würden "im Angesicht der geschichtlichen
Entwicklung einer völligen Wiedervereinigung Chinas zerschmettert" werden,
erklärte der Sprecher des chinesischen Außenministeriums, Wang Wenbin.

Die EU reagierte auf das Großmanöver Chinas mit kritischen Worten. Chinas
militärische Aktivitäten "verstärken die Spannungen", teilte ein Sprecher des
EU-Außenbeauftragten Josep Borrell mit. Frieden und Stabilität in der Meerenge
zwischen China und Taiwan seien von strategischer Bedeutung für die regionale
und globale Sicherheit und den Wohlstand. Alle Seiten sollten Zurückhaltung üben
und alle Handlungen vermeiden, die Spannungen weiter verschärfen könnten.
Konflikte gelte es durch Dialog beizulegen.

China betrachtet Taiwan als Teil seines Staatsgebietes, obwohl dort seit
Jahrzehnten stets unabhängige und demokratisch gewählte Regierungen an der Macht
sind. Die Führung in Peking droht immer wieder damit, die mehr als 23 Millionen
Einwohner zählende Insel und das Festland zwangsweise mit militärischen Mitteln
zu vereinen.

Neben regelmäßigen Übungen der Streitkräfte wie in den vergangenen zwei
Tagen fliegen beinahe täglich Kampfflugzeuge in Richtung Taiwan, um die
Entschlossenheit der Pekinger Führung und die militärischen Fähigkeiten der
Volksbefreiungsarmee zu demonstrieren./fk/DP/he

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