13.05.2024 13:43:36 - dpa-AFX: Trotz wiederholter Streiks: City Bahn Chemnitz trotzt der GDL

CHEMNITZ (dpa-AFX) - Es ist ein bisschen wie bei Asterix, Obelix und den
Römern: Im Jahr 2024 haben die Bahnunternehmen in Deutschland nach harten
Verhandlungen mit der Lokführergewerkschaft GDL zähneknirschend neuen
Tarifverträgen zugestimmt. Alle Bahnunternehmen? Nein - die City-Bahn Chemnitz
(CBC) wehrt sich seit Monaten gegen die GDL-Forderung nach einer
35-Stunden-Woche. Zum 7. Mal wurde das kleine Bahnunternehmen mit rund 185
Mitarbeitern (davon mehr als 100 Lokführer) am Montag bestreikt. GDL-Chef Claus
Weselsky warf der CBC-Geschäftsführung zuletzt Arbeitsverweigerung vor.

Die GDL will bei der City-Bahn erreichen, was sie auch bei der Deutschen
Bahn und anderen Bahnunternehmen bekommen hat: Eine stufenweise Absenkung der
Wochenarbeitszeit auf 35 Stunden. Bei der DB können die Beschäftigten, die nach
GDL-Tarif bezahlt werden, ab 2029 auf 35 Stunden reduzieren. Sie können aber
auch mehr arbeiten und so mehr Geld verdienen.

Die City-Bahn Chemnitz ist ein kommunales Unternehmen, das nach eigenen
Angaben "nahezu komplett mit Steuergeld finanziert wird". Deshalb könne für die
Finanzierung des Betriebes nur das ausgegeben werden, was zufließt, teilte das
Unternehmen kürzlich mit. "Ich habe noch keinen gefunden, der uns die zwei
Millionen Euro zusätzlich dafür bezahlt", sagte City-Bahn-Geschäftsführer
Friedbert Straube zur Forderung nach weniger Arbeitszeit. Nach eigenen Angaben
hat das Unternehmen die Gehälter der Beschäftigten inzwischen eigenhändig und
ohne Deal mit der GDL um 10 bis 14 Prozent angehoben. Friedlicher gestimmt hat
dieser Schritt die Gewerkschaft aber nicht.

Eigentlich sei die CBC stets ein "lösungsorientierter Tarifpartner" gewesen, heißt es von der GDL. Dass die CBC so viele Streiks aushalten kann, dürfte
mehrere Gründe haben: Zum einen bedient das Unternehmen nur ein kleines
Streckennetz, die Zahl der betroffenen Fahrgäste und damit auch die Zahl
möglicher Entschädigungsforderungen ist nicht so groß wie etwa bei der Deutschen
Bahn mit Tausenden Fernverkehrsfahrten pro Tag. Zudem gehört die CBC
mehrheitlich (50,004 Prozent) dem Zweckverband Verkehrsverbund Mittelsachsen -
also dem Verkehrsverbund, der der CBC die Aufträge erteilt. Die zweite Hälfte
gehört der Versorgungs- und Verkehrsholding GmbH Chemnitz (VVHC) und damit der
Stadt Chemnitz./nif/DP/stk

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