13.05.2024 19:59:55 - dpa-AFX: Erhebliche Strafen nach Unfall mit TGV-Testzug im Elsass gefordert

PARIS/STRASSBURG (dpa-AFX) - Im Prozess um die Entgleisung eines
TGV-Testzugs im Elsass mit elf Toten und 42 Verletzten hat die Anklage vor
Gericht in Paris erhebliche Strafen für beteiligte Eisenbahner sowie die
französische Staatsbahn SNCF gefordert. Für den im Führerstand des TGV für das
Bestimmen des Bremspunktes verantwortlichen Eisenbahner forderte die Anklage am
Montag zwei Jahre Haft auf Bewährung und für den Lokführer selber ein Jahr Haft
auf Bewährung, berichteten der Sender France Info und die Zeitung "Les Dernières
Nouvelles d'Alsace" aus dem Gerichtsaal. Die SNCF soll nach Willen der Anklage
400 000 Euro Strafe zahlen und zwei ihrer Tochtergesellschaften jeweils 300 000
und 225 000 Euro.

Die SNCF, zwei Tochtergesellschaften und drei Beschäftigte müssen sich in
dem Prozess wegen fahrlässiger Tötung und Körperverletzung verantworten.
Darunter befindet sich der Lokführer, der den Zug am 14.11.2015 am Ende der aus
Paris kommenden Schnellfahrstrecke rund 20 Kilometer nördlich von Straßburg zu
spät abbremste und mit überhöhtem Tempo in eine Kurve fuhr. Der mit
Bahnpersonal, Technikern und Gästen besetzte Testzug entgleiste und stürzte bei
Eckwersheim teils in den Rhein-Marne-Kanal.

Damals ging es um die Vorbereitungen für die Inbetriebnahme des zweiten
Abschnitts der Schnellfahrstrecke von Paris nach Straßburg. Am Unglückstag
sollte der Zug bei der Testfahrt schneller als im späteren regulären Verkehr auf
der Strecke unterwegs sein. Ein Sicherungssystem, das den Zug normalerweise vor
der Kurve zwangsweise abgebremst hätte, war dazu außer Betrieb gesetzt worden.
Die Eisenbahner schätzten den Punkt falsch ein, ab dem sie den Zug abbremsen
mussten. Statt mit erlaubtem Tempo 176 erreichte der Zug die Kurve mit 265
Kilometern pro Stunde. Ein Urteil in dem Prozess mit 89 Nebenklägern wird ab
Donnerstag erwartet./evs/DP/he

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