21.06.2024 15:58:52 - dpa-AFX: ROUNDUP: IG Metall Bayern fordert sieben Prozent mehr Lohn

MÜNCHEN (dpa-AFX) - Die IG Metall Bayern fordert für rund 600 000
Beschäftigte der bayerischen Metall- und Elektroindustrie sieben Prozent mehr
Lohn. Für die unteren Entgeltgruppen soll es eine soziale Komponente geben, für
die Azubis verlangt die Gewerkschaft 170 Euro, wie sie am Freitag mitteilte.
Außerdem will sie mehr Auswahl zwischen Zeit und Geld durchsetzen.

Damit folgt die Tarifkommission der IG Metall Bayern der
Forderungsempfehlung des Bundesvorstands der IG Metall vom Montag. Die
Vertragslaufzeit soll zwölf Monate betragen.

IG-Metall-Bezirksleiter Horst Ott sagte: "Die Inflationsausgleichsprämie
2022 war ein einmaliger Effekt, die Lebenshaltungskosten aber bleiben hoch und
steigen weiter." Die wirtschaftliche Lage der Betriebe ermögliche eine
Tabellenerhöhung in dieser Größenordnung. Die Heterogenität in der Branche werde
berücksichtigt.

Die Tarifverhandlungen für die Beschäftigten in Bayern beginnen am 11.
September in München. Die Tarifverträge laufen bundesweit zum 30. September aus,
die Friedenspflicht endet am 28. Oktober, Warnstreiks sind ab 29. Oktober
möglich. In aller Regel wird im Laufe der Verhandlungen ein Pilotbezirk
vereinbart, dessen Abschluss dann die übrigen Regionen übernehmen. Meist ist das
ein Bezirk, in dem es wirtschaftlich relativ gut läuft.

Der Verband der Bayerischen Metall- und Elektroindustrie (vbm) wies die
Forderungen zurück. Die Produktion liege 10 Prozentpunkte unter dem
Vorkrisenniveau 2018 und der Auftragseingang im ersten Quartal l7 Prozent unter
Vorjahr. Es sei "unverständlich, dass die IG Metall Bayern mitten in der
Rezession eine der höchsten Entgeltforderungen der jüngeren Vergangenheit
aufstellt, obwohl sie selbst vor der De-Industrialisierung warnt", sagte
Hauptgeschäftsführer Bertram Brossardt.

Facharbeiter in der bayerischen Metall- und Elektroindustrie verdienen laut
Gewerkschaft im Durchschnitt gut 50 000 Euro. Der Anteil der Lohnkosten an den
Betriebsausgaben liege in der Branche in einer Größenordnung von 15 Prozent und
damit viel niedriger als zum Beispiel bei Dienstleistern.

Bei einer IG-Metall-Umfrage, an der sich in Bayern 66 000 Beschäftigte
beteiligt hatten, nannten 80 Prozent mehr individuelle Wahlmöglichkeiten
zwischen Zeit und Geld als wichtig. Mehr Selbstbestimmung bei der Arbeitszeit
bezeichneten demnach sogar 86 Prozent der Befragten als sehr wichtig oder
wichtig. Eine deutliche Lohnerhöhung ist für 70 Prozent besonders wichtig.

In der bayerischen Metall- und Elektroindustrie arbeiten 873 000
Beschäftigte. 473 000 arbeiten in Unternehmen, für die der Flächentarifvertrag
gilt, weitere annähernd 130 000 in Unternehmen, die den Vertrag übernehmen oder
sich daran anlehnen.

Bundesweit sind 3,9 Millionen Menschen in der Metall- und Elektroindustrie
beschäftigt. Die 7-Prozent-Forderung wurde in allen Tarifbezirken der IG Metall
beschlossen./rol/DP/ngu

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