19.06.2024 21:09:58 - dpa-AFX: EM 2024/ROUNDUP 2/Nagelsmann genießt zweite EM-Party: 'Die Fans dürfen träumen'

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STUTTGART (dpa-AFX) - Die euphorisierten Fans stimmten schon erste
"Berlin"-Gesänge an - und auch bei llkay Gündogan, Jamal Musiala und Co. wächst
der Glaube an einen traumhaften Fußballsommer. Arm in Arm gingen die beiden
deutschen Torschützen nach der zweiten Sieg-Party bei der Heim-EM mit ihren
Teamkollegen auf die Ehrenrunde und holten sich den verdienten Applaus des
lauten Stuttgarter Publikums ab. Bundestrainer Julian Nagelsmann sprach nach dem
2:0 (1:0) am Mittwochabend gegen Ungarn von "einem guten Reifeprozess".

Das Achtelfinale ist bereits nach Spiel zwei gebucht - und die Fans
skandierten schon während des Spiels völlig losgelöst: "Berlin, Berlin, wir
fahren nach Berlin!" In Deutschland wird nach den drei komplett enttäuschenden
Turnieren 2018, 2021 und 2022 vom Titel geträumt. "Die Fans dürfen von allem
träumen. Unser Job ist, sie weiter träumen zu lassen", sagte Nagelsmann.

"Gefühlt wird es immer besser"

"Gefühlt wird es immer besser. Aber während es besser wird, müssen wir
einige Schwierigkeiten überstehen", sagte der zum Spieler des Spiels gewählte
Kapitän Gündogan: "In der zweiten Halbzeit haben wir es echt cool
runtergespielt." Der starke Torhüter Manuel Neuer kommentierte: "Es war auf
jeden Fall sehr wichtig. Wir wollten unbedingt das Spiel gegen Schottland
bestätigen. Deutschland ist immer im Favoritenkreis gesetzt."

Nach dem spielerisch leichten 5:1-Torfest gegen Schottland verdiente sich
das DFB-Team den Sieg gegen die weiter punktlosen Ungarn bei der
Turnier-Premiere im pink-lila Trikot aber überwiegend mit einem hohen
Arbeitspensum. "Das Spiel muss man erstmal gewinnen", sagte Nagelsmann stolz auf
seine Mannschaft. Das ungarische Team sei "ein sehr unangenehmer Gegner"
gewesen. "Es waren sehr viele lange Bälle, immer Duelle vier gegen vier, das ist
nicht so angenehm."

Musiala und Gündogan als Matchwinner

In den spielentscheidenden Szenen war das DFB-Team voll da. Nach einem
energischen Einsatz von Gündogan gegen den Leipziger Willi Orbán im Strafraum
versetzte Musiala in der 22. Minute mit seinem zweiten EM-Tor die Fans erstmals
in Ekstase. Bis zum beruhigenden zweiten Tor dauerte es dann bis zur 67. Minute.
Diesmal traf Gündogan nach einem feinen Angriffszug über Musiala und den
Stuttgarter Maximilian Mittelstädt.

Gegen die kampfstarken Ungarn war aber auch die Defensive in etlichen
Momenten gefordert. Neben Abwehrturm Jonathan Tah erwies sich dabei auch
Teamsenior Manuel Neuer nach einigen Patzern vor dem Heimturnier mit großem
Können als Rückhalt im Tor.

Das weiter zusammenwachsende Team von Bundestrainer Julian Nagelsmann spielt nun am Sonntag (21.00 Uhr/ARD und Magenta TV) in Frankfurt gegen die Schweiz um
den Gruppensieg. "Der erste Platz ist wichtig, wir wollen Erster werden", sagte
Nagelsmann. Der weitere Weg bis zum Finale am 14. Juli in Berlin würde dann in
der K.-o.-Runde über die Stationen Dortmund, Stuttgart und München führen.

Neuer zeigt es den Kritikern

Die Partie bei besten äußeren Bedingungen wollten sich auch Bundeskanzler
Olaf Scholz und Ungarns Regierungschef Viktor Orbán nicht entgehen lassen.
Zwischen den beiden Spitzenpolitikern hatte UEFA-Präsident Aleksander ?eferin
Platz genommen. Sie und die anderen über 50 000 Zuschauer sahen ein hart
umkämpftes und ereignisreiches EM-Spiel.

"Auch der zweite Schritt wirkt" - unter diesem Motto hatte Nagelsmann exakt
die gleiche Startelf auf den Stuttgarter Rasen geschickt, die fünf Tage zuvor im
Auftaktspiel den Schotten keine Chance gelassen hatte. Doch der Bundestrainer
warnte vor dem Anpfiff auch: "Der Gegner wird uns gerade in der Anfangsphase
körperlich mehr fordern als die Schotten."

Wie recht Nagelsmann hatte, bewies sich bereits nach 15 Sekunden: Roland
Sallai presste den im eigenen Strafraum unaufmerksamen Joshua Kimmich, der
Freiburger eroberte den Ball und zwang Manuel Neuer zu einer Glanztat. Der
glänzend aufgelegte Bayern-Profi, der in seinem 17. EM-Spiel den Torwart-Rekord
des Italieners Gianluigi Buffon einstellte, zeigte es seinen Kritikern nicht nur
in dieser Situation.

Foul oder kein Foul beim Führungstor?

Die Szene wirkte wie ein Weckruf für das DFB-Team. Kai Havertz (11.) setzte
energisch gegen Orbán durch und scheiterte mit seinem Schuss aus der Nahdistanz
am glänzend reagierenden Péter Gulácsi.

Die Führung war dann eine absolute Willensleistung von gleich mehreren
Protagonisten: Tah leitete mit einer imposanten Fluggrätsche einen Konter ein.
Über das Zauber-Duo Florian Wirtz und Musiala landete der Ball im Strafraum, wo
Gündogan sich mit einem harten, aber fairen Körpereinsatz gegen den stolpernden
Orbán durchsetzte. Gündogans Rückpass verwertete Musiala mit einem abgefälschten
Schuss unter die Latte.

Die Ungarn zeigten sich vom Rückstand aber keineswegs geschockt. Nur vier
Minuten nach dem 1:0 rettete Neuer erneut spektakulär, diesmal gegen einen
Freistoß von Dominik Szoboszlai. Auf der Gegenseite traf Musiala (44.), der
deutlich mehr zur Entfaltung kam als sein kongenialer Partner Wirtz, kurz vor
dem Halbzeitpfiff das Außennetz.

Ungarn versucht's über Konter

Auch nach dem Seitenwechsel lag der größere Ballbesitz aufseiten der
Deutschen. Die vom Italiener Marco Rossi trainierten Ungarn zogen sich trotz des
Rückstands weit zurück, um bei Ballgewinnen über schnelle Konter zum Erfolg zu
kommen.

Nach der vergebenen Doppelchance durch Gündogan und Toni Kroos (55.) sorgte
Nagelsmann für einen neuen Impuls von der Bank und brachte in Niclas Füllkrug
und Leroy Sané für Havertz und Wirtz frische Offensivkräfte. Für das 2:0 sorgte
aber Gündogan, der seine starke Leistung mit einem Tor krönte./jso/DP/ngu

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