12.07.2024 06:12:59 - dpa-AFX: VERMISCHTES/Prozess gegen Boateng geht weiter - Ende in Sicht?

MÜNCHEN (dpa-AFX) - Das Landgericht München I verhandelt an diesem Freitag
(10.00 Uhr) weiter um Gewaltvorwürfe gegen Ex-Nationalspieler Jérôme Boateng. Im
inzwischen vierten Prozess könnte sich das langwierige Verfahren dem Ende
zuneigen. Die Vorsitzende Richterin Susanne Hemmerich hatte Staatsanwaltschaft,
Nebenklage und Verteidigung aufgefordert, sich auf die Schlussplädoyers
vorzubereiten.

Wenn es dazu kommt, könnte am nächsten Verhandlungstag in der kommenden
Woche das Urteil fallen. Allerdings waren zuerst noch weitere Zeugen geladen.
Die Mutter des früheren FC-Bayern-Spielers wird allerdings nicht wie zunächst
geplant vor Gericht aussagen, wie ein Justizsprecher bestätigte. Zuvor hatte die
"Bild" berichtet, sie wolle von ihrem Zeugnisverweigerungsrecht als Mutter des
Angeklagten Gebrauch machen und sei darum wieder abgeladen worden.

Langwieriges Verfahren

Boatengs Ex-Freundin wirft ihm Gewalt in einem gemeinsamen Karibikurlaub
vor; das entsprechende Verfahren gegen den langjährigen Verteidiger des FC
Bayern München, der gerade vom italienischen Club US Salernitana zum Linzer ASK
in Österreich wechselte, zieht sich lange hin. Das Amtsgericht München hatte
bereits im Jahr 2021 eine Geldstrafe gegen Boateng verhängt: 60 Tagessätze zu je
30.000 Euro, also insgesamt 1,8 Millionen Euro.

Das Landgericht München I verurteilte Boateng dann im Oktober 2022 in
zweiter Instanz wegen Körperverletzung und Beleidigung zu einer Geldstrafe von
120 Tagessätzen zu je 10.000 Euro - insgesamt 1,2 Millionen Euro. Doch das
Bayerische Oberste Landesgericht kassierte das Urteil wegen durchgehender
Rechtsfehler.

Vorwurf: Gewalt im Karibikurlaub

Die Anschuldigungen, um die es im Kern geht, liegen Jahre zurück: Die
Ex-Freundin von Boateng wirft ihm vor, sie 2018 in einem gemeinsamen
Karibikurlaub attackiert zu haben. Sie gab an, der heute 35-Jährige habe ein
Windlicht und eine Kühltasche nach ihr geworfen. Später habe er sie angespuckt,
an den Haaren gezogen, mit beiden Händen ins Gesicht geschlagen und ihr in den
Kopf gebissen. Sie habe sich an den Glasscherben des zerbrochenen Windlichts
geschnitten, Hämatome und Schürfwunden erlitten. Er habe ihr gedroht, er werde
dafür sorgen, dass die gemeinsamen Kinder in ein Heim kommen, wenn sie ihn wegen
des Vorfalls anzeigen sollte.

Boateng hatte die Vorwürfe seiner Ex-Partnerin schon zu Beginn des neuen
Verfahrens bestritten. Er gab an, sich im Karibikurlaub nur gegen einen Angriff
seiner damaligen Partnerin gewehrt und sie weggeschubst zu haben. Für dieses
Schubsen bat er um Entschuldigung. In seiner ausführlichen Einlassung vor
Gericht sprach er von einem "Alptraum" und bestritt die Gewaltvorwürfe.

Zuletzt war ein erneuter Verständigungsprozess zwischen Staatsanwaltschaft,
Verteidigung und Nebenklage, der zu einem früheren Prozessende hätte führen
können, gescheitert./ctt/bsj/DP/stk

© 2000-2024 DZ BANK AG. Bitte beachten Sie die Nutzungsbedingungen | Impressum
2024 Infront Financial Technology GmbH