24.05.2024 13:12:36 - dpa-AFX: Scholz sieht noch Hürden bei 'Job-Turbo' für Flüchtlinge

POTSDAM (dpa-AFX) - Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) sieht beim "Job-Turbo"
zur schnelleren Integration von Flüchtlingen in den deutschen Arbeitsmarkt noch
Hürden. "Viele Probleme sind ja schon gelöst, aber es dauert - glaube ich - ein
bisschen, bis sich das gesetzt hat", sagte Scholz am Freitag beim Besuch der
Arbeitsagentur in seinem Wahlkreis Potsdam. "Das ist eine große Aufgabe
sicherzustellen, dass da alle zusammenkommen: Unternehmen, die Arbeitskräfte
suchen und die Arbeitskräfte, die einen Arbeitsplatz suchen." Zur
Arbeitsvermittlung verwies er darauf, dass ihm viele kleine Unternehmen gesagt
hätten: "Ich kann das gar nicht bewältigen mit der Größenordnung." Es gehe
darum, die Suche vorher schon möglichst passend zu machen.

Der Kanzler hält vor allem die Anerkennung ausländischer Berufsabschlüsse
für eine Herausforderung: "Da gibt es ja 800 Behörden in Deutschland, die für
die Anerkennung von Berufsabschlüssen zuständig sind", sagte Scholz im Gespräch
mit einer Mitarbeiterin und einem Mitarbeiter im Jobcenter. "Das wäre auch für
uns ein großes Problem, da durch zu müssen." Grundsätzlich sieht Scholz aber
"große Fortschritte" bei der Weiterentwicklung der Arbeitsvermittlung und
Integration Arbeitsuchender in den Arbeitsmarkt. Das sei nötig: "Wir werden in
den nächsten 20 Jahren mehr damit zu tun haben, genügend Arbeitskräfte zu finden
als damit, dass wir eine große Arbeitslosigkeit in Deutschland hätten."

Der Chef der Agentur für Arbeit Potsdam, Alexandros Tassinopoulos, sieht die Sprache als größte Hürde und bat um Geduld. "Wir werden sukzessive weiterkommen,
können aber nicht erwarten, dass jetzt in wenigen Wochen große
Vermittlungszahlen produziert werden", sagte er. "Wir argumentieren, dass auch
mit mittleren Sprachkenntnissen (.) auch schon geprüft werden sollte, wo man
mithelfen kann, wo man mitarbeiten kann. Dazu gibt es einige gute Beispiele,
manche Arbeitgeber sind aber zurückhaltend, weil sie deutlich bessere
Sprachkenntnisse verlangen." Er sprach auch von Ressentiments in manchen
Belegschaften gegenüber ausländischen Kollegen.

Im vergangenen Herbst hatte die Regierung den "Job-Turbo" angekündigt. Das
Ziel ist, Geflüchteten mit Bleibeperspektive eine schnellere Vermittlung in
Arbeit zu ermöglichen. Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) hatte
angekündigt, etwa 400 000 Geflüchtete direkt aus ihren Sprachkursen in Jobs zu
vermitteln, darunter rund 200 000 aus der Ukraine. Nach Zahlen von April wurden
seit dem Beginn des russischen Angriffskriegs etwa 160 000 geflüchtete
Ukrainerinnen und Ukrainer in Arbeit gebracht. Heil erwartete im April, dass die
Zahl der vermittelten Flüchtlinge mit dem Abschluss der Sprachkurse steigen
wird./vr/DP/jha

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