27.05.2024 16:08:54 - dpa-AFX: POLITIK/ROUNDUP: Nach Sylt-Video immer mehr rassistische Vorfälle bekannt

BERLIN (dpa-AFX) - Nach dem Rassismus-Eklat bei einer Party auf der Insel
Sylt häufen sich ähnliche Vorfälle. Auch auf Schützenfesten in Niedersachsen und
auf einem Spitzeninternat in Schleswig-Holstein soll es rassistische Gesänge
gegeben haben.

Ein kurzes Video von der Pfingstparty in einem Lokal auf Sylt hatte vor
wenigen Tagen bundesweit Empörung ausgelöst, weil Gäste zur Melodie des
Partyhits "L'amour toujours" von Gigi D'Agostino "Ausländer raus" und
"Deutschland den Deutschen" sangen. Die Staatsschutz-Abteilung der Polizei
ermittelt. Mindestens zwei der Identifizierten verloren ihren Job.

In Niedersachsen sollen noch danach bei einer mehrtägigen Veranstaltung in
Altendorf nördlich von Wolfsburg mehrere Personen rassistische Parolen zu dem
Lied gesungen haben, wie die Polizei mitteilte. Der Staatsschutz ermittelt und
sucht Zeugen des Vorfalls aus der Nacht zum Sonntag. Zuvor hatte die
"Braunschweiger Zeitung" berichtet. Davor war bereits ein ähnlicher Vorfall auf
dem Schützenfest in Löningen (Landkreis Cloppenburg) bekanntgeworden, der sich
Pfingsten ereignet hatte.

Wegen der Umdichtungen mit rechtsextremen Textzeilen wollen die Veranstalter des Münchner Oktoberfests das Lied "L'amour toujours" vorsichtshalber gar nicht
erst spielen. "Wir wollen es verbieten, und ich werde es verbieten", sagte
Oktoberfest-Chef Clemens Baumgärtner der Deutschen Presse-Agentur am Montag.
"Auf der Wiesn ist für den ganzen rechten Scheißdreck kein Platz." Das Lied an
sich sei zwar nicht rechtsradikal, aber es habe eine "ganz klare rechtsradikale
Konnotation" bekommen. Zuvor hatte der "Münchner Merkur" berichtet.

Auch in der Stuttgarter Fanzone zur Fußball-Europameisterschaft und auf dem
Cannstatter Volksfest im Herbst soll das Lied nicht gespielt werden. Dies teilte
ein Sprecher der Veranstaltungsgesellschaft mit.

Auch minderjährige Schülerinnen und Schüler des renommierten Internats
Louisenlund in Schleswig-Holstein sollen bei einer Feier am Donnerstag zur
Melodie des mehr als 20 Jahre alten Party-Hits rassistische Parolen gesungen
haben. Daraufhin hätten die Lehrkräfte die Feier abgebrochen und Schülerinnen
und Schüler ins Bett geschickt, teilte das schleswig-holsteinische
Bildungsministerium am Montag mit. Zudem habe das Ministerium eine Überprüfung
durch die Schulaufsicht veranlasst. Mit einigen Schülerinnen und Schülern gab es
laut dem Leiter des Internats, Peter Rösner, weitere Gespräche, um den Vorfall
aufzuklären. Diese hätten in einem Anflug großer "Dummheit" das auf Sylt
entstandene Video nachahmen wollen. Die mögliche Tragweite sei ihnen nicht
bewusst gewesen. Nach Angaben Rösners sollen sie für eine Woche vom Schulbetrieb
suspendiert werden.

Bereits in den vergangenen Monaten gab es in den Bundesländern immer wieder
Vorfälle, bei denen zu dem Lied Neonazi-Parolen gerufen wurden. Am Freitagabend
grölten zwei Besucher eines Festes in Erlangen rassistische Parolen zu der
Musik. Bei einem Pfingstfest in der Oberpfalz sollen Besucher ebenfalls
"Ausländer raus" gerufen haben, als das Lied gespielt wurde./cab/DP/stw

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