07.07.2024 15:31:46 - dpa-AFX: SPORT: Langes Leid am Tag der Weltbestzeiten - Anne Haug famos

ROTH (dpa-AFX) - Mit zwei Schmerztabletten und nach einem der bittersten
Momente seiner Triathlon-Karriere blieb Patrick Lange im Stimmungskessel von
Roth nur die Rolle als leidender Zuschauer am Tag der Weltbestzeiten. Zuerst
machte Langes dänischer Konkurrent Magnus Ditlev seinen Hattrick beim größten
Triathlon der Welt perfekt und unterbot seine Weltbestzeit von 2023 an gleicher
Stelle noch einmal, danach pulverisierte Anne Haug die Topzeit von Daniela Ryf
von 2023 in Roth. "Ich kann es noch gar nicht fassen", sagte die Lokalmatadorin:
"Es lief vom Anfang bis zum Ende wie geschmiert."

In fabelhaften 8:02:38 Stunden blieb Haug fast sechs Minuten unter Ryfs Zeit aus dem Vorjahr und kratzte fast schon an der magischen Acht-Stunden-Marke. "Ich
habe immer davon geträumt, aber die Zeit wird ja langsam auch knapp", sagte sie
und wirkte nicht mal besonders abgekämpft: "Die Weltbestzeit war immer ein
großer Traum von mir. Dass es jetzt geklappt hat, macht die Karriere ziemlich
perfekt."

Zuvor hatte Ditlev das Ziel der eigens immer aufgebauten Arena nach 3,8
Kilometern Schwimmen, 180 Kilometern Radfahren und 42,2 Kilometern Laufen in
7:23:24 Stunden erreicht. 2023 hatte der fast zwei Meter große Däne in 7:24:40
Stunden gewonnen. Zwar war der Norweger Kristian Blummenfelt 2021 beim Ironman
Mexiko nach 7:21:12 Stunden ins Ziel gekommen, wegen der starken Strömung beim
Schwimmen wird die Zeit aber in der Szene nicht als Rekord anerkannt.

Lange krümmt sich und leidet in der Wechselzone

Bei den Männern schaffte es Jan Stratmann als bester Deutscher auf Platz
vier - 27 Sekunden fehlten für einen Podiumsplatz. Aus dem erhofften erneuten
Duell Ditlev gegen Lange wurde nichts. Der zweimalige Ironman-Weltmeister musste
früh aufgeben.

Schon beim Schwimmstart hatte er einen Tritt gegen den unteren linken
Rippenbogen abbekommen, im Wasser des Main-Donau-Kanals hielt Lange noch durch.
Er schleppte sich in der Wechselzone zu seinem Rad, schrie teilweise vor
Schmerzen, krümmte sich und litt wie seine Fans unter den tausenden Zuschauern.

"Ich konnte nur auf der rechten Lungenseite atmen", erklärte Lange, der vor
seiner Triathlon-Karriere als Physiotherapeut gearbeitet hatte. "Das ist eine
herbe Niederlage", betonte er: "Es schmerzt natürlich doppelt, bei meinem
Lieblingsrennen nicht die Leistung abrufen zu können." Das müsse er nun erstmal
mit sich selbst regeln, "das dauert ein paar Tage". Lange war zwar noch aufs Rad
gestiegen, die Schmerzen waren aber zu groß.

Inwiefern das Verletzungs-Aus in Roth Einfluss auf seine Vorbereitung und
das WM-Rennen in Hawaii im Oktober hat, bleibt abzuwarten. Als Nächstes steht
der Ironman Frankfurt Mitte August für ihn an.

Anne Haug liefert eine Machtdemonstration ab

Haug konnte indes das Rennen nutzen, um sich eindrucksvoll auch auf die
Topfavoritenliste für die Frauen-WM in Nizza - ungeachtet des unterschiedlichen
Streckenprofils - zu setzen. Sie bestimmte ihr Heimrennen praktisch nach
Belieben und in beeindruckender Manier. Sonst muss sie oft eine Aufholjagd auf
ihrer Paradedisziplin starten, diesmal ging Haug bereits mit einer klaren
Führung auf die Laufstrecke und hielt ihr Tempo auch dort konstant hoch.

Den Marathon absolvierte Haug in deutlich unter 2:40 Stunden. Vorbei am
Altersheim auf den letzten Metern, wo sie bei den Rennen immer wegen der
Hotelknappheit in und um Roth wohnt, klatschte sie im Zielbereich mit den
Zuschauern ab und genoss jeden Meter ihrer denkwürdigen 226 Kilometer. Zweite
wurde die Vorjahresdritte Laura Philipp aus Heidelberg nach einem ebenfalls
starken Rennen und persönlicher Bestzeit. Gegen Haug war sie aber chancenlos.
"Anne war in einer eigenen Liga unterwegs", konstatierte Philipp./jmx/DP/he

© 2000-2024 DZ BANK AG. Bitte beachten Sie die Nutzungsbedingungen | Impressum
2024 Infront Financial Technology GmbH