27.05.2024 15:46:32 - dpa-AFX: ROUNDUP: WHO-Chef hofft weiter auf baldiges Pandemie-Abkommen

GENF (dpa-AFX) - Der Chef der Weltgesundheitsorganisation (WHO), Tedros
Adhanom Ghebreyesus, hat das vorläufige Scheitern des geplanten
Pandemie-Abkommens bedauert, aber die Hoffnung nicht aufgegeben. Die Länder
hätten ihren Willen zur Einigung dokumentiert, sagte er am Montag in Genf zum
Auftakt der 77. WHO-Jahresversammlung. "Niemand hat gesagt, dass
Multilateralismus einfach ist, aber es ist der einzige Weg", sagte Tedros. Er
sei zuversichtlich, dass die 194 Mitgliedsländer sich noch auf ein Abkommen
einigen werden. Die Unterzeichnung wäre der Höhepunkt des Treffens gewesen.

Umstritten blieb aber bis zuletzt, wie in Zeiten von Pandemien knappe Güter
wie Schutzmaterial, Medikamente und Impfstoffe weltweit fair verteilt werden
können. Die Versammlung soll nun entscheiden, wie es weitergehen soll mit den
Verhandlungen. An dem Treffen nahm auch Bundesgesundheitsminister Karl
Lauterbach (SPD) teil.

"Alles für Gesundheit - Gesundheit für alle"

Die Versammlung steht unter dem Motto "Alles für Gesundheit - Gesundheit für alle". Die Mitgliedsländer möchten unter anderem Richtlinien für die
WHO-Prioritäten in den nächsten vier Jahren festlegen. Die Versammlung ist das
höchste Entscheidungsgremium der Organisation. Tedros erinnerte daran, dass
immer noch 4,5 Milliarden Menschen weltweit keinen gesicherten Zugang zu
Gesundheitsdiensten haben. Er will erreichen, dass weltweit alle Kranken,
Verletzten und Schwangeren sich zeitnah und in der Nähe ihres Wohnortes ärztlich
behandeln lassen können, wenn es nötig ist.

Malaria und Antibiotika-Resistenz

Bei der Konferenz soll es zudem um den Kampf gegen Malaria und den
alarmierenden Anstieg von antibiotikaresistenten Organismen gehen, die für viele
Patientinnen und Patienten lebensbedrohlich sind.

Reform soll Gefahren besser bannen

Dennoch sollen Lehren aus der Corona-Pandemie gezogen werden. Eine Reform
der Internationalen Gesundheitsvorschriften (IHR) war auf gutem Weg und sollte
während der Versammlung verabschiedet werden. Dabei handelt es sich um
verbindliche Regeln und Pflichten der Mitgliedsländer im Fall von Bedrohungen
der öffentlichen Gesundheit. Sie sollen helfen, die Ausbreitung von Krankheiten
über Landesgrenzen hinweg zu verhindern oder zu bekämpfen. Dazu gehört unter
anderem die Pflicht, Krankheiten zu überwachen und ungewöhnliche Vorkommnissen
umgehend an die WHO zu melden.

Mehr Klarheit bei Gesundheitskrisen

Die Corona-Pandemie hat aber Schwächen aufgezeigt. Die WHO kann bislang bei
Gefahr als höchste Warnstufe eine "gesundheitliche Notlage internationaler
Tragweite" deklarieren. Ein sperriger Begriff, und das Wort Pandemie kommt in
den Gesundheitsvorschriften bislang nicht vor. Das soll sich ändern. Ebenfalls
soll regelmäßig geprüft werden, wie Länder ihre Pflichten umsetzen, um im
Krisenfall wirklich vorbereitet zu sein./oe/DP/stw

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