08.07.2024 12:05:42 - dpa-AFX: Aktien Frankfurt: Dax legt zu - Vorsichtiger Optimismus nach Frankreich-Wahl

FRANKFURT (dpa-AFX) - Nach dem ausgebliebenen Rechtsruck bei den
französischen Parlamentswahlen haben die Anleger am Montag neuen Mut gefasst.
Allerdings hielt sich die Kaufbereitschaft am deutschen Aktienmarkt in Grenzen.
Denn der Wahlausgang in Paris lässt eine schwierige Regierungsbildung
befürchten. Zudem stehen im weiteren Wochenverlauf noch wichtige Ereignisse an.

Der Dax schüttelte seine anfängliche Schwäche ab und
kletterte bis auf 18.631 Punkte. Gegen Mittag behauptete der Leitindex mit
18.576,50 Punkten ein Plus von 0,55 Prozent.

Dagegen sank der MDax der mittelgroßen Unternehmen um 0,20
Prozent auf 25.677,19 Punkte - ihn bremsten die deutlichen Kursverluste von
Delivery Hero und K+S . Der Eurozonen-Leitindex
EuroStoxx 50 gewann knapp 0,7 Prozent.

Der rechtspopulistische Rassemblement National (RN) blieb am Sonntag nicht
nur überraschend deutlich hinter der angestrebten absoluten Mehrheit zurück. Die
Partei von Marine Le Pen, die im ersten Wahlgang noch vorn gelegen hatte, fiel
sogar hinter dem siegreichen neuen Linksbündnis sowie dem Mitte-Lager von
Präsident Emmanuel Macron noch auf den dritten Platz zurück.

Allerdings zeichnet sich für keines der politischen Lager die für eine
Regierungsbildung nötige Mehrheit ab. Damit stecke das Land in einer "politisch
verfahrenen Situation", konstatierte Chefökonom Thomas Gitzel von der VP Bank.
Eine Regierung unter Jean-Luc Mélenchon, dem Führer der Linkspartei, "wäre für
die EU ein Schreckgespenst". Denn der EU-Gegner würde den Stabilitäts- und
Wachstumspakt wohl konsequent ignorieren. Das bereits nicht EU-konforme
Staatsdefizit könnte sich damit noch ausweiten und die zweitgrößte EU
Volkswirtschaft Frankreich "zu einem destabilisierenden Faktor werden".

Die kommenden Tage müssten sich die Anleger zudem mit der Anhörung von
US-Notenbankchef Jerome Powell vor dem heimischen Parlament sowie neuen
Preisdaten aus den USA, auseinandersetzen, erinnerte Jim Reid von der Deutschen
Bank. Und am Freitag starte die amerikanische Berichtssaison mit Zahlen der
Banken JPMorgan , Citigroup und Wells Fargo
.

Unter den deutschen Einzelwerten stach am Montag Delivery Hero mit einem
Kursrutsch von zuletzt noch 4,8 Prozent auf 20,01 Euro heraus. Damit setzen die
Titel des abgeschlagenen MDax-Schlusslichts ihren Abwärtstrend fort, auch wenn
sie sich damit nach anfangs zweistelligen Kursverlusten ein Stück weit
berappelten. Angebliche Verstöße gegen das EU-Kartellrecht könnten den
Essenslieferdienst nach eigener Aussage mehr als 400 Millionen Euro kosten.
Bisher hatte er für den Konflikt nur 186 Millionen Euro zurückgelegt. Positiv
sei immerhin, dass Delivery Hero über ausreichend Barmittel verfüge und eine
Erhöhung der entsprechenden Rückstellung angekündigt habe, kommentierte
Jefferies-Analyst Giles Thorne.

Dagegen waren Rüstungstitel am Tag vor Beginn eines Nato-Gipfels gefragt.
Dax-Spitzenreiter Rheinmetall konnte mit einem Plus von 3,1
Prozent den Kursrutsch vom Freitag großteils aufholen. Auch die Branchenkollegen
Hensoldt und Renk aus dem MDax beziehungsweise dem
Nebenwerte-Index SDax waren gefragt. Börsianer verwiesen auf die
voranschreitende Debatte rund um die Verteidigungsbudgets. Ein Händler hob einen
Medienbericht hervor, wonach die Nato unter neuen Verteidigungsplänen bis zu 50
weitere Brigaden brauchen werde.

Ansonsten bewegten Analystenkommentare. Die Aktionäre von MDax-Schlusslicht
K+S mussten einen Kursrückgang um 6,1 Prozent auf 11,76 Euro verkraften. Damit
rutschten die Titel des Salz- und Düngerherstellers aus der Handelsspanne der
vergangenen Wochen und notierten erstmals seit dem Jahr 2021 unter 12 Euro. Die
Bank of America hatte zuvor ihre Kaufempfehlung infolge einer Kurszielsenkung
von 18 auf 10 Euro gestrichen und die Aktien gleich doppelt auf "Underperform
abgestuft. Analyst Alexander Jones geht von einer weiter lahmen Dynamik der
Düngerpreise aus. Diese dürfte die Barmittelgenerierung auf Jahre hinaus
begrenzen, da K+S mit hohen Kosten und Investitionen kämpfe.

Für Nemetschek ging es um 1,2 Prozent bergab, nachdem das
Investmenthaus Bryan Garnier die Titel von "Buy" auf "Neutral" abgestuft hatte.
Die Aktien seien zwar ein Juwel und das Wachstum sowie die Profitabilität des
Bausoftware-Anbieters beispielhaft, lobte der neu zuständige Analyst Aurélian
Deside. Doch die zu optimistischen Markterwartungen ließen keinen Spielraum für
positive Überraschungen./gl/mis

--- Von Gerold Löhle, dpa-AFX ---
Name WKN Börse Kurs Datum/Zeit Diff. Diff. % Geld Brief Erster Schluss
MDAX ® 846741 Xetra 25.343,43 19.07.24 17:48:35 -265,10 -1,04% - - 25.586,46 25.587,44
DAX ® 846900 Xetra 18.171,93 19.07.24 17:48:35 -189,17 -1,03% - - 18.340,85 18.354,76
E-STOXX 50 ® 965814 STOXX Ltd. 4.827,24 19.07.24 17:48:30 -47,17 -0,97% 0,000 - 4.868,97 4.870,12

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