25.06.2024 17:13:13 - dpa-AFX: KORREKTUR/ROUNDUP: Drei Viertel aller Wohnungen noch mit Gas oder Öl beheizt

(Im 5. Absatz wurde in der 1. Zeile die durchschnittliche Nettokaltmiete pro
Quadratmeter in München im Mai 2022 korrigiert: 12,89 Euro. Das Statistische
Bundesamt hat seine Angaben korrigiert.)

BERLIN (dpa-AFX) - Drei Viertel aller Wohnungen sind in Deutschland 2022 mit Gas oder Öl beheizt worden. Das zeigen die ersten Ergebnisse des Zensus 2022,
die am Dienstag in Berlin vorgestellt wurden. Diese gehen zurück auf eine
Befragung von Besitzern von Gebäuden und Wohnungen. Ziel des zum Jahreswechsel
in Kraft getretenen und vorher stark umstrittenen Heizungsgesetzes ist es, dass
zunehmend klimafreundlichere Arten des Heizens genutzt werden.

Erst ab dem Baujahr 2010 hat der Anteil der Wärmepumpen zugenommen. In
Hessen, Rheinland-Pfalz, Baden-Württemberg, Bayern und dem Saarland war jeweils
mehr als jede vierte Wohnung mit einer Ölheizung ausgestattet, während diese
Energiequelle in den östlichen und nördlichen Bundesländern
unterdurchschnittlich genutzt wurde.

Erneuerbare spielen bislang untergeordnete Rolle

Fernwärme ist demnach vor allem in Hamburg (35 Prozent) und Berlin (43
Prozent) weit verbreitet. In Schleswig-Holstein und den östlichen Ländern lag
der Anteil von Wohnungen, die mit Fernwärme beheizt wurden, 2022 zwischen 21
Prozent und 34 Prozent. Erneuerbare Energiequellen spielen nach Angaben der
Statistiker zum Heizen von Wohngebäuden bislang nur eine untergeordnete Rolle.
Vier Prozent der Wohnungen werden mit Holz oder Pellets beheizt. In drei Prozent
der Wohnungen nutzt man dafür Solar- oder Geothermie, Umwelt- oder Abluftwärme.

Der Zensus gibt außerdem Einblicke, wie viel Mieter in Deutschland für ihre
Wohnungen bezahlen müssen. Im Jahr 2022 zahlten sie durchschnittlich 7,28 Euro
Nettokaltmiete pro Quadratmeter. Wohnungen in Sachsen-Anhalt waren demnach mit
durchschnittlich 5,38 Euro pro Quadratmeter am günstigsten. Wenn man auf die
Bundesländer schaut, war die Nettokaltmiete in Hamburg mit 9,16 Euro pro
Quadratmeter am höchsten, gefolgt von Mieten in Bayern mit 8,74 Euro, Hessen
(8,21 Euro) und Baden-Württemberg (8,13 Euro).

Mieterbund fordert Begrenzungen

Unter den Städten war München mit 12,89 Euro kalt pro Quadratmeter die
teuerste Stadt, nach Frankfurt am Main (10,58 Euro), Stuttgart (10,39 Euro) und
Heidelberg (10,02 Euro).

"Das sind erschreckende Zahlen, die nur eine Konsequenz nach sich ziehen
können: Wir brauchen dringend Begrenzungen der Mieterhöhungsmöglichkeiten, und
zwar sofort.", sagte der Präsident des Deutschen Mieterbundes (DMB), Lukas
Siebenkotten. Die Bundesregierung müsse sich hierzu endlich durchringen. "Was
wir brauchen, ist eine echte Wohnungsbauoffensive, begleitet von ambitionierten
Mietrechtsreformen", sagte der DMB-Präsident.

Mieten in der Hauptstadt im Schnitt viel günstiger als in München oder
Frankfurt

Berlin lag 2022 mit durchschnittlich 7,67 Euro Nettokaltmiete pro
Quadratmeter laut Zensus-Daten eher im Mittelfeld. In Potsdam, wo auch
zahlreiche in Berlin arbeitende Menschen wohnen, wurde ein Mittelwert von 7,85
Euro ermittelt. Das ist der höchste für eine ostdeutsche Großstadt ermittelte
Wert. Die Großstadt mit den günstigsten Mieten bundesweit ist laut den
Zensus-Daten Chemnitz, wo Mieter zum Stichtag durchschnittlich 5,26 Euro pro
Quadratmeter im Monat bezahlten.

Im Westen sind die Mieten den Angaben zufolge in Gebäuden, die in den 1970er Jahren errichtet wurden, besonders günstig. In den östlichen Ländern findet man
die niedrigsten Mieten in Wohngebäuden aus den 1980er Jahren.

Wohnungen in 70er-Jahre-Häusern im Westen besonders unbeliebt

Wie groß die Unterschiede sind, zeigt sich nach den Berechnungen der
Experten etwa in Berlin, wo die durchschnittliche Nettokaltmiete für eine
Wohnung in einem Gebäude aus den 1980er Jahren zum Zeitpunkt der Erhebung bei
6,42 Euro pro Quadratmeter lag. In Wohngebäuden, die seit 2016 errichtet wurden,
mussten Mieter dagegen im Schnitt 12,64 Euro pro Monat zahlen. In Hamburg wohnen
die Menschen, die es sich leisten können, besonders gerne in Altbauten, stellten
die Statistiker fest. Wohnungen mit einem Baujahr vor 1919 sind in Hamburg
demnach mit durchschnittlich 11,05 Euro pro Quadratmeter fast so teuer wie
Wohnungen, die ab 2016 fertiggestellt wurden (11,78 Euro).

Die Zahl der Wohnungen insgesamt lag zum Stichtag 2022 bei 43,1 Millionen
und wuchs damit seit dem Zensus 2011 um 2,5 Millionen an. Die durchschnittliche
Fläche pro Wohnung stieg den Angaben zufolge im gleichen Zeitraum um drei
Quadratmeter auf durchschnittlich 94 Quadratmeter an. Am stärksten stieg die
Wohnungsgröße in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen. In Berlin und Hamburg
erhöhte sich die durchschnittliche Wohnungsgröße am wenigsten./abc/DP/jha

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