03.06.2024 11:00:10 - dpa-AFX: KORREKTUR/Wo die Mieten in Deutschland am stärksten steigen

(Im 1. Satz wurde ein Redigierfehler berichtigt: Angebotsmieten statt
Neuvertragsmieten.)

BERLIN (dpa-AFX) - Plus 30 Prozent in einem Jahr: Nirgendwo in Deutschland
sind die Angebotsmieten zuletzt so stark gestiegen wie vor den Toren Berlins.
Das geht aus der Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage der Linken im
Bundestag hervor. Demnach verzeichnete Potsdam mit einem Plus von 31,2 Prozent
im vergangenen Jahr den größten Anstieg aller Landkreise und kreisfreien Städte
bei Erst- und Wiedervermietungen. Es folgt die Hauptstadt selbst mit einer
Verteuerung von 26,7 Prozent. Am Wochenende protestierten mehrere tausend
Menschen dort gegen zu hohe Mieten und die Wohnungspolitik der Bundesregierung.

Mehr als jeder Zweite in Deutschland wohnt zur Miete - doch es gibt zu wenig Wohnungen in den beliebten Gegenden. Vor allem in den Groß- und
Universitätsstädten steigt deshalb seit Jahren der Druck auf den Mietmarkt.
Verschont blieben bisher vor allem strukturschwache und ländliche Regionen. Doch
die Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage der Linken-Abgeordneten Caren
Lay zeigt: Auch in einigen dünn besiedelten Regionen wird das Mieten jetzt
teurer - wenn auch auf vergleichsweise eher niedrigem Niveau.

Die Zahlen stammen vom Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung
(BBSR) und spiegeln das Angebot wider, auf das Wohnungssuchende treffen, wenn
sie im Internet nach einer Mietwohnung mit einer Wohnfläche von 40 bis 100
Quadratmetern suchen. Nicht berücksichtigt sind Aushänge, Wartelisten und die
direkte Vermittlung über Makler.

In dünn besiedelten Regionen wird es teurer

Auffällig ist, dass auch der am schwächsten besiedelte Landkreis
Deutschlands in den Top 10 beim Mietzuwachs steht: In der Prignitz im äußersten
Nordwesten Brandenburgs stiegen die Mieten in den Inseraten von 2022 bis 2023 um
18 Prozent. Insgesamt ist das Wohnen dort aber weiter erschwinglicher als in
vielen anderen Regionen: Trotz des deutlichen Anstiegs müssen Mieter nach einem
Umzug im Schnitt nur 7,08 Euro pro Quadratmeter zahlen. Damit liegt die Prignitz
sogar unter dem Bundesdurchschnitt von 7,30 Euro pro Quadratmeter.

Auch zwei Landkreise im eher schwach besiedelten Mecklenburg-Vorpommern
weisen hohe Mietanstiege auf: der Ostsee-Landkreis Vorpommern-Rügen rund um
Stralsund mit einem Plus von fast 20 Prozent und der Landkreis
Vorpommern-Greifwald an der polnischen Grenze mit mehr als 15 Prozent. Die Linke
im Bundestag hält das für bedrohlich, da hier viele Menschen geringe Einkommen
hätten. "Mieten an der Ostsee und der deutsch-polnischen Grenze wird
unerschwinglich", kritisierte sie. Allerdings gilt auch für die
Ostsee-Landkreise: Die Quadratmeterpreise sind weiter deutlich erschwinglicher
als in vielen anderen Gegenden. So zahlt man in Vorpommern-Rügen für die gleiche
Fläche etwa halb so viel wie in Berlin.

Auch mehrere bayerische Landkreise in Top10

Ebenfalls deutlich teurer wurden Mieten nach einem Umzug den Daten zufolge
im oberpfälzischen Landkreis Tirschenreuth nahe der bayerisch-tschechischen
Grenze (plus 23,9 Prozent) - allerdings auch hier auf einem sehr niedrigen
Mietniveau. Hier ist der Quadratmeter noch immer für rund 6,86 Euro zu haben.

In Kaiserslautern zogen die verlangten Mieten um fast 20 Prozent an, in
Kaufbeuren um 17 Prozent, im Landkreis Trier-Saarburg und im Landkreis Wunsiedel
im Fichtelgebirge um etwas mehr als 15 Prozent.

Berlin ist jetzt zweitteuerste Miet-Stadt

Während man nach einem Umzug für die Durchschnittswohnung im Bundesschnitt
10,55 Euro je Quadratmeter hinlegen musste, kostete die gleiche Fläche in Berlin
mehr als 16 Euro. Damit ist die Hauptstadt inzwischen zweitteuerste Miet-Stadt
Deutschlands. Höher liegen die Mieten laut BBSR einzig in München mit mehr als
20,50 Euro pro Quadratmeter - und das, so betonte die Linke, obwohl die Berliner
deutlich weniger verdienten.

Einer Studie im Auftrag des Berliner Mietervereins zufolge kann sich ein
Drittel der Berliner Haushalte auf dem freien Markt keine Wohnung mehr leisten.
Mehr als jeder zweite Berliner Mieter-Haushalt verdient demnach so wenig, dass
er Anspruch auf staatliche Hilfe wie einen Wohnberechtigungsschein für
Sozialwohnungen hat.

Einige tausend Menschen forderten am Wochenende bei einer Demonstration in
Berlin eine "radikale Wende in der Wohnungspolitik". Sie verlangten unter
anderem einen bundesweiten Mietendeckel sowie ein Verbot von
Eigenbedarfskündigungen und Zwangsräumungen. Auch die Linken-Abgeordnete Lay
betonte: "Ein bundesweiter Mietendeckel muss endlich her." Die Mietpreisbremse
in ihrer jetzigen Form sei offenkundig wirkungslos. Dieses Instrument soll in
beliebten Gegenden dafür sorgen, dass die Miete bei Abschluss eines neuen
Vertrags im Grundsatz nicht mehr als zehn Prozent über der ortsüblichen
Vergleichsmiete liegt./tam/DP/stk
Name WKN Börse Kurs Datum/Zeit Diff. Diff. % Geld Brief Erster Schluss
DEUTSCHE WOHNEN SE INH A0HN5C Xetra 17,500 18.06.24 14:06:35 -0,080 -0,46% 17,500 17,540 17,700 17,580
PATRIZIA SE NA O.N. PAT1AG Xetra 7,560 18.06.24 13:59:51 -0,150 -1,95% 7,560 7,590 7,750 7,710
LEG IMMOBILIEN SE NA O.N. LEG111 Xetra 75,280 18.06.24 14:20:01 +0,440 +0,59% 75,220 75,320 75,340 74,840
VONOVIA SE NA O.N. A1ML7J Xetra 26,360 18.06.24 14:18:27 +0,050 +0,19% 26,350 26,370 26,520 26,310
AROUNDTOWN EO-,01 A2DW8Z Xetra 1,911 18.06.24 14:17:15 +0,008 +0,39% 1,910 1,913 1,924 1,904

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