17.06.2024 16:17:30 - dpa-AFX: POLITIK/ROUNDUP: Gewalt gegen Polizei - GdP fordert Debatte zu Ausrüstung

HAMBURG (dpa-AFX) - Die Gewerkschaft der Polizei fordert nach jüngsten
Fällen von Gewalt und Drohungen gegen Polizisten eine Debatte über die
Ausrüstung der Beamten. Nahe der Reeperbahn in Hamburg war am Sonntag ein Mann
mit einem Hammer und Molotowcocktails bedrohlich auf Passanten und Polizisten
zugegangen. Auch in Bayern und Niedersachsen gab es am Wochenende Angriffe auf
Polizeikräfte bei Einsätzen.

"Da geht es nicht nur um den Taser, da geht es insbesondere auch um den
Schutz von Polizistinnen und Polizisten vor Messerattacken", sagte der
Bundesvorsitzende der Gewerkschaft der Polizei (GdP), Jochen Kopelke, am Montag
bei "MDR aktuell". Taser sind Distanz-Elektroimpulsgeräte, mit ihnen sollen
Polizisten einen Angreifer auf Distanz halten können. Aus einer Distanz von zwei
bis fünf Metern schießt der Polizist mit Draht verbundene Pfeile ab. Für den
Betroffenen ist das schmerzhaft.

Bedrohung mit Hammer und Molotowcocktail in Hamburg

Der Mann, der in Hamburg am Sonntag mit einem Hammer und einem
Molotowcocktail gedroht hatte und von Polizisten angeschossen wurde, sollte noch
am Montag einem Haftrichter vorgeführt werden. Auf Anweisungen der Polizei hatte
der Mann am Sonntag nicht reagiert, auch der Einsatz von Pfefferspray stoppte
ihn nicht. Schließlich schossen die Beamten. Polizisten oder unbeteiligte Dritte
waren nicht verletzt worden. Nach Angaben der Polizei vom Sonntag handelte der
Deutsche möglicherweise in einem psychischen Ausnahmezustand.

Weitere Fälle von Gewalt und Bedrohungen am Wochenende

Auch in Bayern und Niedersachsen hatte es am Wochenende Angriffe auf
Polizeibeamte bei Einsätzen gegeben: Ein 49-Jähriger soll in Schliersee
(Landkreis Miesbach) zunächst einen 84-Jährigen umgestoßen und schwer verletzt
und später einen Polizisten mit einem Messer angegriffen haben. Der SEK-Beamte
sei bei dem Vorfall am Freitagnachmittag nur dank seiner Schutzausrüstung
unverletzt geblieben, erklärte die Polizei. Ohne sie wäre er "mit Sicherheit
schwer verletzt worden", sagte ein Sprecher.

In der Region Hannover schoss ein Polizist auf einen 30-Jährigen, nachdem
dieser die Beamten mit einem Messer bedroht haben soll. Der Angreifer erlitt
durch den Schuss eine Wadenverletzung, wie die Polizei am Sonntag mitteilte.
Nach bisherigen Erkenntnissen war der 30-Jährige mit Mitarbeitern eines
psychiatrischen Krankenhauses in Sehnde-Ilten in Streit geraten, diese riefen
die Polizei.

In Wolmirstedt nördlich von Magdeburg war am Freitag ein 27-Jähriger von
Beamten erschossen worden, nachdem er zunächst einen 23-Jährigen erstochen haben
soll und dann auf einer privaten EM-Gartenparty mehrere Menschen verletzte. Die
Beamten griffen nach eigenen Angaben zur Waffe, nachdem der Afghane auch sie mit
einem Messer angreifen wollte.

GdP: Wer mit Messer auf andere losstürmt, muss mit Pistolen-Einsatz rechnen

GdP-Chef Kopelke sprach am Montag von einem Anstieg der Zahl der
Messerangriffe. "Wir sehen das in den Kriminalstatistiken, die immer das Jahr
vorher betrachten. Und wir erleben das in den Einsätzen. Das Messer ist gerade
ein besonderer Fokus im Dienstalltag." Die Polizei sei darauf vorbereitet und
trainiert, wenn ein Gegenüber eine Waffe habe. "Das Problem ist natürlich, dass
sie zunehmend Situationen haben, in denen sie nicht damit rechnen und deswegen
die Polizei zunehmend gefordert ist, auch bis hin zu dem Schusswaffeneinsatz."

Kopelke erklärte zum Einsatz der Dienstwaffen: "Wer mit einem Messer auf
andere losstürmt, muss damit rechnen, dass die Pistole zum Einsatz kommt, und
dann auch schwerste Verletzungen die Folge sind."/slb/DP/ngu

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