17.06.2024 10:26:35 - dpa-AFX: Nach Strafzöllen auf E-Autos: China ermittelt gEU-Schweinefleisch

PEKING (dpa-AFX) - China hat eine Anti-Dumpinguntersuchung gegen importierte
Produkte aus der Europäischen Union angekündigt. Die Ermittlung richte sich
gegen eingeführtes Schweinefleisch und Nebenprodukte, teilte das
Handelsministerium am Montag in Peking mit. Dies dürfte eine Gegenreaktion
Pekings auf die von der EU angedrohten Strafzölle auf chinesische E-Autos sein.
Zuvor hatte die EU-Kommission zu Chinas Subventionen für Elektrofahrzeuge
ermittelt, die nach Ansicht Brüssels den Markt in Europa verzerren.

Die chinesische Staatszeitung "Global Times" hatte bereits unter Berufung
auf einen Insider berichtet, dass die chinesische Industrie Beweise für die
Untersuchung gegen bestimmte Milchprodukte und Schweinefleisch aus der EU
sammle. Nähere Angaben hatte das Blatt in den Beiträgen auf der Onlineplattform
X allerdings nicht gemacht.

Vor allem Fleisch für Verzehr betroffen

Betroffen seien Produkte, die hauptsächlich zum Verzehr durch Menschen
gedacht sind, teilte das Handelsministerium mit. Als Beispiele nannte die
Behörde frisches und gefrorenes Schweinefleisch oder Schlachtnebenerzeugnisse.
Nach Angaben des chinesischen Zolls importierte China im vergangenen Jahr
Schweinefleisch im Wert von 23,2 Milliarden Yuan (knapp drei Milliarden Euro).
Laut Daten aus Brüssel exportierte die EU 2023 Schweinefleisch-Erzeugnisse im
Wert von rund 2,5 Milliarden Euro nach China.

Es ist nicht die erste Untersuchung Chinas gegen europäische Produkte. Im
Januar hatte das Handelsministerium eine Ermittlung gegen Branntwein (Brandy)
aus der EU angekündigt. Betroffen davon waren hauptsächlich Hersteller auf
Frankreich.

Experten rechneten mit Gegenreaktion

Experten hatten nach der Strafzoll-Androhung der EU Gegenreaktionen Chinas
erwartet. Peking werde aber keine EU-Produkte mit Zöllen belegen, die es noch
brauche, hatte etwa Jacob Gunter vom in Berlin ansässigen Institut Merics
gesagt. "Dazu zählen Maschinen, hochwertige Industriegüter, Chemikalien,
Medizintechnik und andere Produkte." Große europäische Automobilhersteller
dürften verschont bleiben, weil diese Gunter zufolge stark in China investieren,
Arbeitsplätze schaffen, Steuern zahlen und zum Wachstum beitragen.

Ins Visier geraten dürften laut Gunter dagegen Agrar-, Lebensmittel- und
Getränkeprodukte, auf die Chinas Verbraucher verzichten können oder die Chinas
Produzenten selbst in ausreichender Menge herstellen, wie zum Beispiel
Schweinefleisch./jon/DP/mis

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