10.05.2024 22:03:27 - dpa-AFX: ROUNDUP 4: Protesttage gegen Tesla - Polizei schützt Autofabrik mit Großaufgebot

(mit neuen Informationen der Polizei aktualisiert)

GRÜNHEIDE (dpa-AFX) - Die Proteste gegen den Autobauer Tesla
in Grünheide haben sich am Freitag deutlich verschärft. Während eines
Demonstrationszugs versuchten Hunderte Aktivistinnen und Aktivisten am Mittag,
auf das Firmengelände des Autobauers vorzudringen. Sie überwanden einen Wildzaun
im Wald am Rande der Teslafabrik von US-Unternehmer Elon Musk. Auf das
Werksgelände gelangten sie laut Polizei aber nicht. Diese war mit einem
Großaufgebot im Einsatz, darunter Hundertschaften aus mehreren Bundesländern.
Auch Wasserwerfer und ein Räumpanzer standen bereit, kamen zunächst aber nicht
zum Einsatz. Zur genauen Zahl der Einsatzkräfte machte die Polizei am Freitag
vorerst keine Angaben.

Immer wieder Zusammenstöße

Immer wieder kam es zu Zusammenstößen mit den Beamtinnen und Beamten. Die
Polizisten setzten Pfefferspray und Schlagstöcke ein. Mehrere Teilnehmer der
Proteste sowie 21 Einsatzkräfte wurden verletzt, wie die Polizei am Abend
mitteilte. Mehrere Menschen mussten vor Ort medizinisch behandelt werden. Der
Polizei zufolge wurden mehrere Protestierende zwischenzeitlich festgesetzt, um
deren Personalien aufzunehmen. Bis 19.00 Uhr seien 16 Personen in Gewahrsam
genommen worden, hieß es.

Am Nachmittag beruhigte sich die Lage vorerst. Eine große Zahl der
Aktivistinnen und Aktivisten habe den Rückweg auf der Landstraße ins Protestcamp
angetreten, sagte ein Polizeisprecher. Dabei kam es einem dpa-Reporter zufolge
erneut zu Auseinandersetzungen mit den Einsatzkräften und zu vereinzelten
Festsetzungen.

Eine Sprecherin sowie ein Sprecher verschiedener beteiligter Protestgruppen
schilderten auf Anfrage ebenfalls, dass Demonstranten den Wald am Gelände wieder
verlassen hätten. Sie kritisierten ein "unverhältnismäßig rabiates" Vorgehen der
Polizei.

Sitzblockaden und Störaktionen

Am Rande der Demonstrationszüge zum Gelände gab es auch eine Sitzblockade
auf der Landstraße 23 in der Nähe des Werks mit etwa 50 Personen. Rund 20
Aktivistinnen und Aktivisten klebten sich laut Polizei aneinander, andere legten
Baumstämme als Hindernisse auf die Straße. Einsatzkräfte hätten die Personen
voneinander getrennt und von der Straße getragen, hieß es am Freitagabend. Die
Anschlussstelle Freienbrink der A10 war am Freitag wegen der Versammlungen
gesperrt. Sie sollte am Samstagmorgen, 8.00 Uhr, wieder freigegeben werden.

Die Polizei hatte versucht, das Gelände des einzigen Tesla-Werks in Europa
weiträumig abzuschirmen. Auch die Bahnstrecke zwischen Berlin und Frankfurt
(Oder) am Bahnhof Fangschleuse war zwischenzeitlich gesperrt, wurde am
Nachmittag aber wieder freigegeben. Dort hätten sich Aktivisten zuvor auf die
Gleise gesetzt, teilte die Polizei mit.

Eine weitere Störaktion im Zusammenhang mit den Protesten gab es am
Flugplatz Neuhardenberg östlich von Berlin. Dort erschienen laut Polizei
Vermummte und zündeten Pyrotechnik. Mehr als 24 Tesla-Fahrzeuge seien mit Farbe
beschädigt worden. Es kam dort zu einer weiteren Sitzblockade.

Weitere Aktionen am Wochenende geplant

Ausgangspunkt der Proteste war das in der Nähe des Autowerks in Grünheide
errichtete Protestcamp. Dort harren Aktivisten und Aktivistinnen seit Ende
Februar auch in Baumhäusern aus, um gegen die geplante Erweiterung des
Tesla-Geländes und die Rodung von Wald zu protestieren. Die Polizei will
erreichen, dass die Baumhäuser abgebaut werden. Derzeit läuft deshalb noch ein
Rechtsstreit. Seit Mittwoch haben die Tesla-Gegner zu Aktionstagen gegen den
Autobauer aufgerufen.

"Der Kampf gegen diese Autofabrik ist ein Kampf gegen jede Autofabrik",
teilte die beteiligte Gruppe Disrupt am Freitag mit. "Damit die Erde langfristig
unser Zuhause bleibt, sollten wir mutig genug sein, dieses Werk kreativ neu zu
gestalten. Ob wir hier Busse, Krankenwägen oder Lastenräder bauen, müssen wir
gemeinsam entscheiden."

Mit weiteren Aktionen der Demonstranten rund um das Tesla-Werk ist auch am
Wochenende zu rechnen. Was die Polizei am Freitag beobachtet und erlebt habe,
werde für die Einsatzplanung am Samstag ebenfalls eine Rolle spielen, betonte
ein Sprecher.

Brandenburgs Wirtschaftsminister Jörg Steinbach (SPD) kritisierte die
Vorgänge in Grünheide am Freitag. "Gegen friedlichen Protest ist nichts
einzuwenden und die Bürgerinnen und Bürger müssen ihrer Meinung Ausdruck
verleihen können", teilte er auf Anfrage mit. "Das ist zentraler Bestandteil
unserer Demokratie." Wenn die Versammlungsfreiheit von radikalen Gruppen
missbraucht werde und die Proteste eskalierten, schade das hingegen der
Demokratie und beschädige nicht zuletzt das Ansehen der Menschen, die friedlich
und gewaltfrei demonstrierten.

Auch in Berlin Proteste gegen Tesla

Zu einer Protestaktion gegen Tesla kam es am Freitag auch in Berlin.
Aktivistinnen und Aktivisten hielten vor dem Einkaufszentrum Mall of Berlin ein
Banner mit der Aufschrift "Saubere Autos sind eine dreckige Lüge" hoch. In der
Mall of Berlin befindet sich ein Tesla-Ausstellungsgeschäft. Die Aktivisten
stellten vor dem Einkaufszentrum zudem ein großes Dreibein auf, an dem sich ein
Kletterer festmachte.

Tesla-Beschäftigte im Homeoffice

Tesla äußerte sich am Freitag zunächst nicht zum Verlauf der Proteste.
Produziert wurde in dem Werk am Freitag nicht. Das habe allerdings mit dem
Brückentag nach Himmelfahrt zu tun und nicht mit den Demonstrationen, betonte
eine Unternehmenssprecherin zuvor.

Der US-Autohersteller Tesla hatte im März nach einem Brandanschlag auf einen Strommast die Produktion in seiner Fabrik im brandenburgischen Grünheide einige
Tage stoppen müssen. Zu der Tat hatte sich eine linksextremistische Gruppe
bekannt. Zudem waren in der Vergangenheit an verschiedenen Orten immer wieder
geparkte Teslas in Flammen aufgegangen./wpi/DP/he
Name WKN Börse Kurs Datum/Zeit Diff. Diff. % Geld Brief Erster Schluss
TESLA INC. DL -,001 A1CX3T Xetra 167,200 23.05.24 14:41:37 +0,400 +0,24% 167,220 167,300 166,660 166,800

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