17.06.2024 06:17:49 - dpa-AFX: EM 2024/'Ärgerlich': Janza vermasselt Dänemark ein Eriksen-Märchen

STUTTGART (dpa-AFX) - Nach dem Schlusspfiff führte Dänemarks Fußball-Star
Christian Eriksen seine Mitspieler Richtung Fankurve. Warmer Applaus prasselte
ihm dort für seine fast schon märchenhafte EM-Rückkehr entgegen. 1100 Tage nach
seinem Herzstillstand hatte der Mittelfeldspieler seine Mannschaft im Duell mit
Slowenien in Führung gebracht, sogar zum Spieler des Spiels wurde er gekürt.
Ausgelassener aber feierten die slowenischen Fans. Für sie war das 1:1 (0:1) am
Sonntag in Stuttgart ein Erfolg, für die Dänen eine Enttäuschung.

Von einem "schlechten Gefühl" sprach Eriksen beim dänischen Sender DR
Sporten, "es ist immer ärgerlich, wenn man in Führung geht und denkt, dass man
es geschafft hat, und dann am Ende die Punkte liegen lässt." Slowenien habe am
Ende mehr Energie gehabt.

Sloweniens Trainer Matjaz Kek lobte vor allem den zweiten Durchgang seiner
Elf: "In der zweiten Halbzeit haben wir uns von der Stimmung und der Nervosität
befreit. Wir haben gesehen, wie viel Luft nach oben für unser Team ist. Und die
enorme Energie ist auf unser Team übergesprungen."

Gegen die zunächst sehr defensiv auftretenden Slowenen traf Eriksen nach
einer sehenswerten Vorlage des Wolfsburgers Jonas Wind in der 17. Minute. Die
Dänen waren insgesamt überlegen, legten aber nicht nach. Stattdessen erzielte
Erik Janza in der Schlussphase den Ausgleich (77.). In ihrem zweiten Spiel in
der Gruppe C treffen die Dänen am Donnerstag auf Vizeeuropameister England,
Slowenien spielt gegen Serbien.

"Wenn er gut spielt, dann spielen wir gut", hatte Dänemarks Trainer Kasper
Hjulmand vor der Partie über Eriksens Rolle gesagt. Der 32-Jährige gebe den
Rhythmus vor und sei "das Herz" des dänischen Angriffsspiels. Am 12. Juni 2021
hatte das Herz des Profis von Manchester United im EM-Spiel gegen Finnland
jedoch für mehrere Minuten aufgehört, zu schlagen. Nur dank Herzdruckmassagen
und eines Defibrillators konnte er auf dem Rasen wiederbelebt werden und später
in den Profifußball zurückkehren. Ohne Eriksen waren die Dänen anschließend
damals bis ins Halbfinale gestürmt.

Bei seiner Rückkehr auf die EM-Bühne im Duell mit den Slowenen riss Eriksen
das Spiel nun direkt an sich. Es gab kaum einen Spielzug, an dem er nicht
beteiligt war. Die Slowenen standen anfangs tief und hatten mitunter große
Probleme, sich zu befreien. Eine ihrer wenigen und zugleich gefährlichsten
Chancen in der ersten Halbzeit vergab Leipzigs Benjamin Sesko mit einem
Distanzschuss (16.). Im Gegenzug verwertete Eriksen eine geniale Hackenvorlage
von Wind zum 1:0. Sloweniens Startorhüter und Kapitän Jan Oblak war machtlos.

Sein Verbandspräsident Radenko Mijatovic hatte sich vor dem Turnierstart
hoffnungsvoll geäußert. "Es ist schon oft vorgekommen, dass kleine
Nationalmannschaften überrascht haben. Bei diesen Turnieren ist alles möglich",
hatte er gesagt. Für die ganz große Überraschung war die Herangehensweise gerade
in der ersten Halbzeit aber noch zu abwartend.

Die Dänen dominierten über weite Strecken, die Slowenen blieben auch im
vierten Spiel ihrer EM-Historie sieglos. Zittern mussten die Skandinavier nach
dem Seitenwechsel aber mehrfach. Zunächst bei einem Duell zwischen Joachim
Andersen und Andraz Sporar. Auch nach Rücksprache mit dem Videoassistenten gab
Schiedsrichter Sandro Schärer aus der Schweiz keinen Elfmeter für den
Außenseiter.

In der 65. Minute scheiterte Dänemarks Sturmhoffnung Rasmus Höjlund an Oblak und verpasste die Entscheidung, auf der anderen Seite fälschte Morten Hjulmand
Janzas Schuss unhaltbar ab. Zuvor hatten der Ex-Nürnberger Adam Gnezda Cerin und
Sporer dicke Chancen zum Ausgleich vergeben (66./75.). Auch Sesko scheiterte
noch am Pfosten (76.)./wma/DP/zb

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