26.06.2024 16:11:45 - dpa-AFX: POLITIK: Weitere österreichische Journalistin muss Russland verlassen

MOSKAU/WIEN (dpa-AFX) - Die letzte verbliebene Korrespondentin des
österreichischen Rundfunks in Russland muss das Land verlassen. Das russische
Außenministerium habe der Leiterin des Moskauer ORF-Büros die Akkreditierung
entzogen und sie aufgefordert, zeitnah auszureisen, teilte der
öffentlich-rechtliche Sender am Mittwoch mit. Anfang Juni war bereits eine
andere ORF-Mitarbeiterin ausgewiesen worden.

Das Außenministerium in Moskau begründete den Schritt damit, dass Österreich am 24. Juni dem Chef des Korrespondentenbüros der staatlichen Nachrichtenagentur
Tass in Wien die Verlängerung der Aufenthaltserlaubnis verwehrt habe. Der Leiter
des Büros sei aufgefordert worden, das Land innerhalb von zwei Wochen zu
verlassen.

Dass der Leiterin des ORF-Büros die Akkreditierung entzogen wurde, sei eine
notwendige Reaktion auf die Schritte Österreichs, hieß es. Vertreter russischer
Medien würden diskriminiert in dem EU-Land. Das Ministerium teilte auch mit,
dass die österreichische Korrespondentin wieder arbeiten dürfe in Russland, wenn
Wien wiederum den Tass-Vertreter ebenfalls berichten lasse.

Das österreichische Innenministerium in Wien war laut eigenen Angaben zu
einer "negativen Sicherheitseinschätzung" gekommen und hatte russischen
Korrespondenten die Akkreditierung entzogen.

Der ORF will nicht klein beigeben, sondern neue Akkreditierungen in Russland beantragen. Die zwei betroffenen Journalistinnen sollen vorerst von Wien aus
über Russland berichten. "Wir verurteilen diesen ungerechtfertigten und
inakzeptablen Schritt", hieß es aus dem Außenministerium in Wien, nachdem die
Ausweisung der ORF-Bürochefin bekannt wurde. Der Geschäftsträger der russischen
Botschaft in Wien wurde in das Ministerium zitiert, "wo ihm der Protest über
diesen Schritt unmissverständlich kommuniziert werden wird", hieß es.

Eine ähnliche Situation mit Drohungen der russischen Seite gab es zuletzt
auch gegen deutsche Medien in Moskau. Demnach war der Aufenthaltsstatus seit
langem in Deutschland lebender russischer Medienmitarbeiter gefährdet./al/DP/jha

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