23.05.2024 06:14:05 - dpa-AFX: McKinsey-Studie: KI verändert drei Millionen Jobs in Deutschland

DÜSSELDORF (dpa-AFX) - Bei einer schnellen Einführung von Systemen mit
Künstlicher Intelligenz in den Unternehmen müssen sich in Deutschland viele
Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer auf gravierende berufliche Veränderungen
einstellen. Nach einer aktuellen Studie des McKinsey Global Institute (MGI), die
am Donnerstag in Düsseldorf veröffentlicht wurde, wären bis zum Jahr 2030 in
Deutschland bis zu drei Millionen Jobs von einer Veränderung betroffen, das
entspreche sieben Prozent der Gesamtbeschäftigung.

Viele Jobwechsel in Aussicht

Das Szenario der McKinsey-Forscher geht von einer beschleunigten Einführung
der KI-Systeme in den USA und in Europa aus. Diese könne bis 2030 zur
Automatisierung von fast einem Drittel der Arbeitsstunden führen. Bis 2035
könnte diese Zahl in der EU sogar auf 45 Prozent steigen. Den Berechnungen
zufolge könnten bis zu Jahr 2030 in Europa und den Vereinigten Staaten jeweils
fast zwölf Millionen Jobwechsel notwendig sein. In Europa entspreche das 6,5
Prozent der aktuellen Arbeitsplätze.

Die Studien-Autorinnen und -Autoren sehen bei diesem Trend die Gefahr, dass
sich der Arbeitsmarkt negativ auseinanderentwickelt. Einerseits könnten hoch
qualifizierte und überdurchschnittlich bezahlte Arbeitsplätze kaum besetzt
werden. Andererseits bestehe die Gefahr eines Überangebots an Arbeitskräften im
Niedriglohnsektor. So könnte in Europa der Anteil hoch bezahlter Berufe um 1,8
Prozentpunkte steigen, während der Anteil niedrig bezahlter Berufe um 1,4
Prozentpunkte sinken könnte.

Büro-Jobs besonders betroffen

Die stärksten Veränderungen sehen die McKinsey-Forscher auf Büro-Jobs in den Verwaltungsbereichen der Unternehmen und öffentlichen Einrichtungen zukommen.
Mehr als jeder zweite durch die KI verursachte Jobwechsel (54 Prozent) in
Deutschland falle in diesen Bereich. Deutschland sei neben Italien besonders
betroffen, da die Bürohilfstätigkeiten einen hohen Anteil an der
Gesamtbeschäftigung ausmachten. Mit 17 Prozent folge der Bereich Kundenservice
und Vertrieb, Tätigkeiten in der Produktion seien zu 16 Prozent betroffen.

Potenziell davon erfasste Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer können sich am
besten durch Schulungen und andere Qualifikationsmaßnahmen davor schützen, von
der KI aufs berufliche Abstellgleis geschoben zu werden. Laut der Studie wird
nämlich die Nachfrage nach technischen Kompetenzen stark zulegen, allein in
Europa um 25 Prozent. Aber auch soziale und emotionale Kompetenzen würden
stärker gefragt (plus 12 Prozent).

Produktivitätswachstum könnte zunehmen

Die volkswirtschaftlichen Folgen sehen die McKinsey-Forscher unter diesen
Rahmenbedingungen positiv: Durch eine beschleunigte Einführung Künstlicher
Intelligenz und eine effektive Weiterqualifizierung von Arbeitnehmern in der
europäischen Wirtschaft könne die jährliche Produktivitätswachstumsrate in
Europa bis 2030 auf drei Prozent gesteigert werden.

Die Studie des McKinsey Global Institute (MGI) untersuchte die wichtigsten
wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Entwicklungen bis 2030 in den USA und
zehn europäischen Ländern, neben Deutschland auch Frankreich, den Niederlanden,
Spanien, Großbritannien, Schweden, Italien, Dänemark, der Tschechischen Republik
und Polen. Weiterhin wurden mehr als 1100 Vorstände von Unternehmen in
Deutschland, Frankreich, Italien, Großbritannien und den USA befragt./chd/DP/stk

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