06.08.2024 06:30:02 - dpa-AFX: ROUNDUP: Google verliert US-Wettbewerbsprozess - Folgen noch unklar

WASHINGTON (dpa-AFX) - Google muss eine empfindliche
Niederlage gegen US-Wettbewerbshüter einstecken. Ein Richter in Washington
urteilte, der Konzern habe ein Monopol bei der Internet-Suche - und es mit
unlauteren Mitteln gegen Konkurrenz verteidigt. Google will gegen das Urteil in
Berufung gehen.

Welche Folgen die Gerichtsentscheidung vom Montag für Google,
Internet-Nutzer und den Wettbewerb am Ende haben wird, ist unterdessen offen. Es
soll ein weiteres Verfahren zu möglichen Konsequenzen geben. Zudem dürfte eine
Berufung Jahre dauern.

Google zahlt Milliarden für Voreinstellungen

Im Mittelpunkt des Verfahrens standen die milliardenschweren Deals, mit
denen sich Google jahrelang den Platz als voreingestellte Suchmaschine etwa im
Web-Browser Safari auf Apples iPhones oder bei Firefox sicherte.

Der Richter Amit Mehta kam bei seiner Analyse des Falls zunächst zu dem
Schluss, Google habe ein Monopol im Suchmaschinenmarkt. Dafür spreche unter
anderem, dass der Konzern Preise für Werbekunden erhöhen könne, ohne negative
Folgen zu befürchten.

Die Deals, mit denen Google zur Standard-Suchmaschine auf iPhones und in
anderen Browsern wurde, hätten diese Marktposition zementiert - und das sei für
einen Monopolisten verbotenes Handeln gewesen, urteilte Mehta.

Europäische Auflagen kein Musterbeispiel

Welche Auflagen das US-Justizministerium als Kläger fordern wird, ist noch
unbekannt. Auch ist unter Experten umstritten, wie effiziente Maßnahmen für mehr
Wettbewerb im Suchmaschinen-Markt überhaupt aussehen könnten.

Denn Nutzer in der Europäischen Union werden seit Greifen des
Digital-Gesetzes DMA im März bereits gefragt, welche Suchmaschine sie aus einer
Liste als standardmäßig genutzte auswählen wollen. Sehr viele entscheiden sich
dabei für Google, weil sie gute Erfahrungen damit gemacht haben. So ändert der
zusätzliche Schritt zunächst einmal kaum etwas an den Marktanteilen.

Apple und Firefox könnten Milliarden entgehen

Auch ist fraglich, ob vom Gericht einfach so angeordnet werden kann, dass
Apple und der Firefox-Entwickler Mozilla in den USA ihr Verfahren
zur Auswahl einer Standard-Suchmaschine ändern. Denn beide Firmen sind nicht
Teil des Verfahrens.

Der Richter selbst betonte in seinem rund 280 Seiten langen Urteil mehrfach, dass Google anderen Suchmaschinen überlegen sei. So verwies er auf die Äußerung
von Apple-Manager Eddy Cue, der sagte, es gebe gar keinen Betrag, für den
Microsoft seiner Suchmaschine Bing die Voreinstellung auf
Apple-Geräten erkaufen könne.

So könnte eine mögliche Konsequenz der Entscheidung am Ende sein, dass
Google seine Marktposition behält, ohne sie sich mit Zahlungen an andere
Plattformen zu sichern. Während Apple locker ohne die Google-Milliarden
auskommen kann, sind sie für die Firefox-Entwickler eine zentrale
Einnahmequelle.

Nutzer bleiben bei Voreinstellungen

Auch in den vergangenen Jahren konnten Nutzer zwar jederzeit eine andere
Suchmaschine als Standard festlegen - viele bleiben jedoch bei der
Voreinstellung. Richter Mehta kam zu dem Schluss, dass dadurch Rivalen keine
Chance gehabt hätten, in den Web-Browsern Fuß zu fassen.

Kamyl Bazbaz vom Google-Konkurrenten DuckDuckGo sagte dem
Branchen-Newsletter "Platformer", eine mögliche Gegenmaßnahme wäre, die Nutzer
von Zeit zu Zeit zu fragen, ob sie eine andere Suchmaschine ausprobieren wollen.
Auch könne das Gericht anordnen, dass Google neue Schnittstellen für Rivalen
schaffen muss - oder dem Konzern untersagen, abgewanderte Nutzer mit
Pop-Up-Nachrichten zu fragen, ob sie wieder zurückkehren wollten.

Google: Wir machen einfach die beste Suchmaschine

Der Internet-Riese konterte in dem Verfahren, Nutzer griffen auf Google zu,
weil sie mit der Qualität der Suchergebnisse zufrieden seien. So sei Firefox
einst auf Yahoo als Standard-Suchmaschine umgeschwenkt - nach zwei Jahren aber
zu Google zurückgekehrt.

Auch nach dem Urteil betonte der Konzern, der Richter habe mehrfach
anerkannt, dass von Google die beste Suchmaschine komme. Deshalb werde man in
Berufung gehen und weiter Produkte entwickeln, die Menschen nützlich fänden.

Die Klage war noch unter Donald Trump als Präsidenten eingereicht worden.
Die Regierung von Trumps Nachfolger Joe Biden führte das Verfahren fort. "Der
Sieg über Google ist ein historischer Sieg für das amerikanische Volk", jubelte
Justizminister Merrick Garland nach dem Urteil. Es zeige, dass kein Unternehmen
über dem Gesetz stehe./so/DP/zb
Name WKN Börse Kurs Datum/Zeit Diff. Diff. % Geld Brief Erster Schluss
Apple 865985 NASDAQ 218,630 09.09.24 21:19:51 -2,190 -0,99% 218,620 218,640 220,820 220,820
Microsoft Corp 870747 NASDAQ 403,390 09.09.24 21:19:46 +1,690 +0,42% 403,390 403,430 409,060 401,700
Alphabet A14Y6H NASDAQ 148,865 09.09.24 21:19:51 -3,265 -2,15% 148,860 148,870 158,690 152,130

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