20.06.2024 16:42:34 - dpa-AFX: Dekabank Chefvolkswirt Kater: Trotz Risiken optimistisch für Weltwirtschaft

FRANKFURT (dpa-AFX) - Der Chefvolkswirt der Dekabank, Ulrich Kater, blickt
trotz bestehender Risiken optimistisch auf die Weltwirtschaft. Er erwarte, dass
die Weltwirtschaft 2024 wie schon im Vorjahr um 3,2 Prozent wachsen werde. "Die
Weltwirtschaft sucht nach einem neuen Gleichgewicht", sagte Kater am Donnerstag
in Frankfurt. Die Wirtschaftsindikatoren seien nach der Pandemie und trotz der
Kriege in eine "Wohlfühlphase" eingeschwenkt. Die Inflation sei mittlerweile für
die Verbraucher kein großes Problem mehr.

Weniger rund dürfte es laut Kater für die deutsche Wirtschaft laufen. Erst
im Jahr 2025 sollte sich die Wirtschaft merklich beleben. Die Dekabank erwartet
dann ein Wachstum von rund einem Prozent. Die vergleichsweise schwache
Entwicklung der deutschen Wirtschaft erklärt Kater mit der Stimmung bei den
deutschen Unternehmen, die unter unsicheren Rahmenbedingungen und der
geopolitischen Verunsicherungen zu leiden hätten. "Handelsschranken, Sanktionen
und unfaire Handelsbedingungen setzen viele internationale Geschäftsmodelle
unter Druck", sagte Kater

Dem Wahlausgang in den USA misst Kater keine große Bedeutung für die
wirtschaftliche Entwicklung bei. Die Politik beider Kandidaten würde sich nicht
stark unterscheiden. So würden Donald Trump und Präsident Joe Biden
beispielsweise für Zölle und hohe Staatsausgaben stehen. Es bliebe auch
abzuwarten, was Trump im Falle eines Wahlsieges tatsächlich umsetzen würde.

Kritisch sieht Kater hingegen die Entwicklung der Staatsausgaben vor allem
in der Eurozone. In vielen Ländern der Eurozone fehle der Konsolidierungswille.
Am Vortag hatte die Europäische Kommission gegen Frankreich, Italien und fünf
weitere EU-Länder Strafverfahren wegen einer zu hohen Neuverschuldung
eingeleitet.

Kurzfristig erwartet Kater aber trotz der anstehenden Neuwahlen zur
französischen Nationalversammlung noch kein großes Beben an den Finanzmärkten.
Längerfristig gebe es jedoch Gefahren. "Bei dem gegenwärtigen Ausmaß an
unterschiedlichen Einstellungen droht neuer Ärger in der Finanzetage des
europäischen Hauses", sagte Kater./jsl/bek/jha/

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