18.06.2024 15:05:28 - dpa-AFX: VERMISCHTES: Hybrider Quantencomputer in Garching vorgestellt

GARCHING (dpa-AFX) - In München haben Entwickler und Wissenschaftler einen
Hybriden aus klassischem Supercomputer und neuartigen Quantencomputer
geschaffen. Erstmals sei es gelungen, einen Quantenprozessor in einen
Höchstleistungscomputer zu integrieren, erklärte das Leibniz-Rechenzentrum (LRZ)
am Dienstag bei der Vorstellung des Projekts namens Q-Exa in Garching bei
München. Erfolgreiche Testläufe hätten gezeigt, dass die beiden Technologien
zusammen funktionierten. Das System soll nun demnächst für Forschungszwecke
geöffnet werden.

Bei Q-Exa arbeitet ein auf supraleitenden Schaltkreisen basierender
Quantencomputer des finnisch-deutschen Start-ups IQM mit 20 Qubits mit dem
klassischen Supercomputer SuperMUC-NG am LRZ zusammen. Die beiden Rechner
tauschen dabei Aufträge miteinander aus.

Quantencomputer funktionieren grundlegend anders als klassische Rechner. Sie nutzen nicht nur Einsen und Nullen als Basis ihrer Berechnungen, sondern auch
Zwischenzustände. Das ermöglicht vollkommen andere Methoden zur Berechnung und
Lösung von Problemen. Dadurch - so die Hoffnung - sollen sie Aufgaben, an denen
aktuell auch die stärksten Rechner der Welt scheitern, künftig handhabbar
machen.

Allerdings seien die Quantencomputer schwer zu stabilisieren und auch an
grundlegenden Programmierumgebungen und Software werde noch gearbeitet, heißt es
vom LRZ. Die Zusammenarbeit mit Supercomputern soll sie einerseits
alltagstauglich machen, andererseits die Supercomputer beschleunigen und helfen,
Leistungsgrenzen zu überwinden, denen mit klassischer Prozessortechnologie nicht
beizukommen ist.

"Mit unseren Partnern haben wir es in kurzer Zeit geschafft, den ersten
Quantencomputer in unsere Supercomputer zu integrieren und für den Einsatz in
der Wissenschaft zu befähigen", sagte der Leiter des LRZ, Dieter Kranzlmüller.
"Wir sind schon sehr gespannt darauf, wie sich das hybride System im
Arbeitsalltag bewährt und wie wir damit die Zukunftstechnologie Quantencomputing
weiterentwickeln können."

Der bayerische Wissenschaftsminister Markus Blume (CSU) sprach von einem
internationalen Durchbruch. Ihm zufolge ist es die "weltweit erste
Vollintegration eines Quantencomputers in einen klassischen Supercomputer." Der
nächste Meilenstein werde jetzt die Öffnung in einem Pilotbetrieb für Forschende
sein. "Diese können dann eigene Anwendungsideen erproben und weiterentwickeln.
So können die klügsten Köpfe unseres Landes an heute noch undenkbaren Lösungen
für Probleme in verschiedensten Bereichen von der Medizin über
Materialwissenschaften bis zum Finanzwesen forschen." Das Projekt wurde vom
Bundesforschungsministerium mit rund 40 Millionen Euro gefördert./ruc/DP/mis

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