21.05.2024 08:30:40 - dpa-AFX: SPORT: Karl-Heinz Schnellinger ist tot - Tor im WM-Halbfinale 1970

MAILAND (dpa-AFX) - Der ehemalige Fußball-Nationalspieler Karl-Heinz
Schnellinger ist tot. Der Torschütze zum späten 1:1-Ausgleich im sogenannten
Jahrhundertspiel im WM-Halbfinale 1970 gegen Italien starb am Montagabend in
Mailand, wie seine Familie der Deutschen Presse-Agentur bestätigte. Zuvor hatten
italienische Medien berichtet. Am 31. März hatte er seinen 85. Geburtstag
gefeiert.

Der Linksverteidiger sorgte vor bald 54 Jahren mit seinem Ausgleich in der
Nachspielzeit für die Verlängerung in der Partie gegen Italien, die bis heute
als eines der besten Fußballspiele der Geschichte gilt. Italien gewann im
Aztekenstadion von Mexiko-Stadt 4:3 nach Verlängerung und unterlag danach
Brasilien im Finale, Deutschland wurde Dritter. Schnellinger verdiente damals
schon sein Geld in Italien und lebte dort auch nach seinem Karriereende.

Dieses einzige Tor in seinen 47 Länderspielen machte Schnellinger zu einer
Legende des deutschen Fußballs. Dass Schnellinger auch in einem anderen
Klassiker auf dem Platz stand - bei der 2:4-Niederlage im WM-Finale gegen
England 1966 - und bei der WM 1958 in Schweden Vierter wurde, damals noch mit
Fritz Walter, ist weniger bekannt. Sein letztes Länderspiel bestritt er 1971
gegen Albanien. Als die Bundesrepublik kurz darauf 1972 und 1974 Europa- und
Weltmeister wurde, hieß der linke Verteidiger schon Paul Breitner.

Dafür gewann Schnellinger mit seinen Vereinsmannschaften etliche Titel. Im
letzten Jahr vor der Einführung der Bundesliga wurde er 1962 Meister mit dem 1.
FC Köln. Anschließend wechselte er nach Italien, zunächst zur AC Mantua, dann
zur AS Rom und schließlich zur AC Mailand. Mit den Rot-Schwarzen wurde er
dreimal italienischer Pokalsieger, einmal Meister, zweimal holte er den
Europapokal der Pokalsieger und einmal die Trophäe der Landesmeister.

"Carlo il Biondo" ("Der blonde Karl"), wie er in Italien genannt wurde, ist
bis heute einer der erfolgreichsten Auslandsprofis. Aber das Leben in der Ferne
brachte es mit sich, dass er zu Hause weniger zur Kenntnis genommen wurde als
andere. "Mir kommt es immer so vor, als ob ich in Deutschland Ausländer bin -
und in Italien auch", sagt Schnellinger der Deutschen Presse-Agentur anlässlich
seines Geburtstages im März. "Aber das ist in Ordnung so." Karl-Heinz
Schnellinger hinterlässt seine Ehefrau, drei Töchter und vier Enkel./max/DP/stk

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