21.05.2024 19:16:03 - dpa-AFX: ROUNDUP: London kündigt Entschädigung nach Skandal um Blutkonserven an

LONDON (dpa-AFX) - Im Skandal um infizierte Blutkonserven hat die britische
Regierung erste umfassende Schadenersatzzahlungen bis zum Ende des Jahres
angekündigt. Schon in den kommenden drei Monaten sollten viele Opfer weitere
vorläufige Entschädigungszahlungen in Höhe von 210 000 Pfund (mehr als 245 000
Euro) erhalten, sagte das zuständige Kabinettsmitglied John Glen am Dienstag im
Parlament in London. Eine Gesamtsumme nannte der konservative Politiker nicht.
Medienberichten zufolge hat die Regierung aber mindestens 10 Milliarden Pfund
(11,7 Milliarden Euro) vorgemerkt. Aus Regierungsdokumenten geht der britischen
Nachrichtenagentur PA zufolge hervor, dass einzelne Betroffene bis zu 2,7
Millionen Pfund (knapp 3,2 Millionen Euro) erhalten könnten.

Im größten Behandlungsskandal des britischen Gesundheitsdiensts NHS hatten
in den 70er und 80er Jahren bis zu 30 000 Menschen kontaminierte Blutprodukte
erhalten. Mehr als 3000 Menschen starben, nachdem sie sich bei Bluttransfusionen
oder Behandlungen mit HIV oder Hepatitis C infiziert hatten. Ein am Montag
veröffentlichter Bericht prangerte Versagen von Politikern, Behörden und
Medizinern an. Der Skandal sollte damals vertuscht werden. Patienten seien
wissentlich inakzeptablen Infektionsrisiken ausgesetzt gewesen, hieß es in dem
Bericht.

Noch immer sterben Betroffene an den Folgen

Premierminister Rishi Sunak hatte "umfassende Entschädigung" versprochen.
Für die Prüfung und Auszahlung richtete die Regierung eine unabhängige Behörde
ein. Angehörige der Opfer kritisierten, die Zahlungen kämen zu spät. Noch immer
sterben jede Woche zwei Betroffene an den Folgen, wie das Portal "Politico"
berichtete.

"Wenn Sie direkt oder indirekt durch mit HIV oder Hepatitis C kontaminiertes NHS-Blut, Blutprodukte oder Gewebe infiziert wurden oder eine chronische
Infektion durch mit Hepatitis B kontaminiertes Blut entwickelt haben, haben Sie
im Rahmen der Regelung einen Anspruch auf Entschädigung", sagte Minister Glen.
"Und wenn eine infizierte Person gestorben ist, aber nach diesen Kriterien
anspruchsberechtigt gewesen wäre, wird eine Entschädigung an ihre Erben
gezahlt."/bvi/DP/he

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