14.05.2024 14:13:48 - dpa-AFX: Lauterbach sieht Cannabis aus Tabuzone heraus

BERLIN (dpa-AFX) - Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach sieht nach der
teilweisen Freigabe von Cannabis eine stärkere Auseinandersetzung mit den
Risiken vor allem für junge Menschen. Kernpunkt sei, dass mit der Legalisierung
der Konsum nicht harmloser geworden sei, sagte der SPD-Politiker am Dienstag bei
einer Diskussion mit Schülerinnen und Schülern in Berlin. Das Thema müsse auch
in den Schulen aus der Tabuzone heraus und besprochen werden. So mache die
Konzentration des Wirkstoffs THC "einen Riesenunterschied" bei Schäden für das
sich entwickelnde Gehirn. Lauterbach hob das generelle Ziel hervor, bestehenden
Konsum sicherer zu machen und eine Drogenbeschaffung auf dem Schwarzmarkt zu
verhindern.

Seit 1. April sind Besitz und privater Anbau von Cannabis für Volljährige
zum Eigenkonsum erlaubt - allerdings mit zahlreichen Vorgaben zu Mengen und
Bereichen, in denen nicht gekifft werden darf. Das Gesetz der Ampel-Koalition
sieht zudem vor, dass zum 1. Juli auch nichtgewerbliche Vereinigungen zum
gemeinschaftlichen Anbau an den Start gehen können.

Lauterbach machte deutlich, dass er nach breiten Protesten der Länder gegen
das Gesetz von einer "sehr gewissenhaften" Umsetzung und regelmäßigen Kontrollen
ausgeht. Er wies besonders auf eine ebenfalls geregelte Erhöhung des Strafmaßes
auf mindestens zwei Jahre Haft hin, etwa wenn ein Über-21-Jähriger auf dem
Schulhof Cannabis verkaufen lasse. Dann komme man nicht mehr mit Bewährung
davon. "Das wird der große Bruder sich zweimal überlegen", sagte der Minister
bei der Diskussion in der Aula des Käthe-Kollwitz-Gymnasiums in Berlin.

Lauterbach reagierte gelassen auf Ankündigungen der Union, die
Cannabis-Legalisierung im Fall einer Regierungsübernahme rückgängig zu machen.
"Solche Gesetze zurückzunehmen, ist keine Kleinigkeit." Dafür bräuchte CDU-Chef
Friedrich Merz auch einen Koalitionspartner, der das mitmache. "Den sehe ich im
Moment nicht."

Auf eine Frage nach seinem eigenen Verhalten sagte Lauterbach: "Ich selbst
werde nicht kiffen." Das habe allein schon mit der Cannabis-Nebenwirkung zu tun,
dass die Auge-Hand-Koordination schlechter werde, was er sich als ehrgeiziger
Tischtennis-Spieler überhaupt nicht leisten könne./sam/DP/men

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